The Headwinds - Handlung
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 16.03.2025 09:29Falls Perrine über den Kampf urteilte, sagte sie nichts. Kein Stirnrunzeln, keine skeptischen Bemerkungen, lediglich der Ausgang interessierte sie milde. Nein, ihr wahrer Fokus lag auf etwas ganz anderem.
Seine Blindheit.
Er presste sich ein Stück fester gegen die Wand. Seit Jahren hatte niemand mehr ein derartiges Interesse dafür gehegt. Er mochte es nicht. Aber was sollte er schon tun? Nirah erzählte alles darüber, während er nur hilflos hier sitzen konnte und es über sich ergehen lassen musste. Er schnaubte leise, als sie von seinem Sehen – oder Nicht-Sehen – erzählte, als wäre das ihre eigene Geschichte. Hatte er das Recht wütend auf sie zu sein? Vermutlich nicht. Sie machte ja nur ihre Arbeit.
Dennoch seufzte er erleichtert, als sie von Nirah abließ – nur um im nächsten Moment zu erstarren, als er merkte, dass sie ihn als nächstes ins Visier nahm.
Verdammt.
Perrine kam ihm bedrohlich nahe, testete anscheinend ein paar Theorien, ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren, was sie tat oder wonach sie suchte. Notos ließ es geschehen, auch wenn er am liebsten ihre Hand weggeschlagen hätte, als sie vor seinem Gesicht herumwedelte.
Dann spürte er ihre Finger an seinem Kinn.
Instinktiv spannte sich sein ganzer Körper an und er versuchte zurückzuweichen. Doch Perrine gab ihm keine Chance. Warum taten das die Heiler hier so gerne?! Erst Nirah, jetzt Perrine... langsam fragte er sich, ob das eine Art von ungeschriebenem Gesetz war. Ein Patient ist kein Patient, wenn man ihm nicht mindestens einmal ins Gesicht gefasst hat?
Notos' Atem ging flacher. Er hielt still, wenn auch nur mit Mühe. Ihr Gesicht war ihm viel zu nah und als ihre Aura tastend über seinen Körper strich, schauderte er unwillkürlich.
Geduld. Halte es aus., hallte die Stimme seines Mentors in seinem Kopf wider.
Eine zweite Stimme drängte ihn ebenfalls dazu. Allerdings aus einem anderen Grund. Lass sie machen. Solange sie sich auf dich konzentriert, bleibt sie immerhin Nirah fern.
Endlich ließ Perrine von ihm ab. Notos rieb sich das leicht schmerzende Kinn und grummelte etwas Unverständliches, als sie ihm befahl, sein Hemd auszuziehen. Warum auch ausgerechnet nun sein Rücken sie interessierte. Da war nichts, außer...
Dann hörte er es. Ein leises Klicken. Sein Kopf fuhr ruckartig hoch. ...Sie hatte die verdammte Tür abgeschlossen? Ernsthaft?
Etwas Kaltes breitete sich in seinem Magen aus. Er kannte das. Nicht die Situation selbst – nein, es war die Art, wie sein Körper reagierte. Der leichte Druck in der Brust, die aufkeimende Unruhe, das Bedürfnis, sofort aufzustehen, ohne zu wissen, wohin.
Langsam drehte er den Kopf in Nirahs Richtung, als er aus ihrer Richtung eine Anweisung vernahm. Eine Anweisung, die er wieder geflissentlich ignorierte. Stattdessen hob er beinahe zaghaft den Kopf, versuchte den Anflug eines Zitterns in seiner Stimme zu unterdrücken.
„Nirah... gibt es in diesem Raum ein Fenster?", gab er gepresst von sich. Unruhig drückte er seine Finger fester in die Patienenliege. „Ein möglichst großes bestenfalls?"
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 30.03.2025 23:24Warum konnte Notos nicht einmal das tun, was man von ihm erwartete? Nirah richtete ihren scharfen Blick auf ihn, nachdem er geflissentlich ihre Aufforderung ignoriert hatte und nach einem Fenster fragte. Es dauerte einen Moment, bis ihr die Bedeutung dessen bewusst wurde.
"Das ist nicht dein Ernst, Donnerschwinge" stieß sie hervor. Ruckartig stieß sie sich ab und stapfte auf Notos zu. "Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für so einen Unsinn. Ich will das einfach nur noch hinter mich bringen, verstanden?" Sie zerrte erneut an seinem Hemd, doch im Vergleich zu vorher mit mehr Entschlossenheit und Nachdruck. "Komm schon, weg damit. Und wehe du fässt mich noch einmal an" warnte sie ihn vor einer Aktion, wie die beim ersten Versuch. Danach schwieg sie eisern.
Sobald es ihr möglich war, inspizierte sie gründlich die alte Wunde an seiner Seite und hielt Ausschau nach irgendeiner Art von neuer Blessur. Dabei berührte sie Notos so wenig wie möglich, sah ihm nicht mehr ins Gesicht und blieb auch sonst auf Abstand. Ein paar blaue Flecken, nichts weiter. Es ist nicht einmal die ganze Aufregung wert. Aber er zittert.
Glücklicherweise musste sie nicht herausfinden wie sie die unangenehme Stille noch länger ertragen sollte, denn Perrine war schnell zurück. Sie bekam kaum die Tür auf, da sie in ihren Armen eine vollgepackte flache Kiste trug. Darin befanden sich etliche Flaschen und Gefäße, die bei jedem von Perrines Schritten klirrten.
"Wie sieht es aus?" fragte Perrine ächzend, während sie den Kram herein trug und dann auf dem Tisch ablud. "Er ist nicht ernsthaft verletzt, würde ich sagen." Nirah stand unbeholfen neben Notos. "Wunderbar!" kam es von Perrine, die sich tief über ihre Medizin beugte. "Und jetzt raus. Nicht du. Nur Nirah."
Nirah starrte sie an. "Aber..."
"Du hast mich gehört. Raus hier. Ich muss arbeiten."
Zögerlich drehte Nirah sich zum Ausgang. Doch bevor sie ging stupste sie Notos grob an. "Sie eine Heilerin. Stell dich nicht so an, ja?" raunte sie ihm leise zu. Obwohl ihre Worte hart klangen, war ihre Stimme es nicht. Anschließend flüchtete Nirah aus dem Heilerquartier.
Zu ihrer Überraschung rannte sie beinahe in Kay hinein, die anscheinend gelangweilt draußen gewartet hatte. Kay sagte irgendetwas. Nirah hörte ihr nicht zu und eilte an ihr vorbei. Weg, einfach weg. Irgendwohin wo sie allein sein und ihr Gesicht in etwas Weiches drücken konnte.
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Perrine näherte sich verkniffen lächelnd ihrem Patienten, eine ihrer Mixturen triumphierend in der Hand haltend. "Hier, trink das." wies sie Notos Donnerschwinge an. "Keine Sorge, es schadet dir nicht. Aber bitte verschütte es nicht. Dieser Trank ist recht wertvoll. Sag mir, sobald du eine Wirkung spürst."
Sie sog hörbar die Luft ein, als sie die Tätowierungen, die über den Oberkörper des Kriegers verteilt waren, aus der Nähe betrachten konnte. Genau wusste sie nicht, was sie erwartet hatte zu sehen. Aber nicht das.
"Donnerschwinge, richtig? Mein Lieber, wir müssen reden."
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 06.04.2025 09:25Notos wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit Perrine die Tür geöffnet und ihn entlassen hatte. Er folgte ihr schweigend, während sie sich einen Weg durch die Heilerhütte bahnte. Dann hob sie die Hand, wohl um eine Tür aufzustoßen – und hielt inne. „Donnerschwinge. Ein kleiner Rat."
Er hob leicht den Kopf.
„Vielleicht erzählst du besser niemanden, was du mir verraten hast."
Notos schwieg weiterhin, doch das schien Perrine nicht zu stören. Sie schien wieder in ihrer eigenen Gedankenwelt zu sein. „Deine alleinige Existenz könnte das Weltbild so vieler ins Wanken bringen. Es ist unglaublich faszinierend. " Dann schnaubte sie spottend. „Aber die wenigsten Leute hier verkraften Neues gut. Insbesondere die Köpfe der Wächter würden das wohl nicht aushalten." Notos konnte die Genervtheit in ihren Worten hörten. Vermutlich sprach sie aus Erfahrung? Es war ihm egal.
Er stieg nicht in ihr Lächeln ein. „Kann ich jetzt gehen?" Perrine schien ihn zu mustern, bevor sie nickte und das Knarren der Holztür zu seinen Ohren drang.
Seine Schritte waren unsicher, als er nach draußen trat. Doch er achtete nicht wirklich darauf, wohin er ging. Seine Beine führten ihn automatisch vorwärts, während sein Kopf noch immer in dem Raum zurückhing, aus dem er eben entkommen war.
„Nun? Warum sagst du nichts?
„Ich dachte, ich soll sagen, wenn ich eine Wirkung spüre."
„...Du spürst nichts? Rein gar nichts?"
„Notos!"
Etwas grub sich in seinen Arm. Kay. Ihre Stimme war fest, nicht zornig, aber entschlossen. „Was soll das? Ich habe dich gerufen. Mehrmals. Hast du das nicht gehört?"
Notos blinzelte, drehte den Kopf in ihre Richtung. Kay schnaufte leise, als hätte er allein mit dieser Geste ihre Geduld strapaziert. „Erst rauscht Nirah an mir vorbei, jetzt lässt du mich fast stehen. Warum sagt mir niemand, was los..." Plötzlich brach sie ab. Der Druck auf seinem Arm verschwand etwas.
„Notos? Ist alles in Ordnung?" Kays Stimme klang nun deutlich weicher. Besorgt. Aber etwas in der Tonlage, in der Art, wie Aufgebrachtheit zu warmer Sorge wechselte, war vertraut. Zu vertraut.
Sein Herz schlug plötzlich schneller. Seiner Aura bäumte sich für einen flüchtigen Moment auf, bevor er jegliche Regung wieder gewaltsam niederrang. Er musste weg. Sofort.
Notos zwang sich zu einem Lächeln. „Kay...ich bräuchte deine Hilfe."
Der Wald war still.
Kay ging voraus, langsam, so, dass er sich an ihrem Schritt orientieren konnte. Ab und zu hörte er, wie sie Luft holte, als wollte sie etwas sagen, doch dann verwarf sie es wieder. Sie hatte seit geraumer Zeit aufgegeben, Fragen zu stellen. Notos war dankbar dafür. Er konnte es ja jetzt schon kaum ertragen, wie sie sich immer wieder zu ihm umdrehte, um ihn verstohlen zu mustern. Die Stille bot jedoch Nährboden für andere Gedanken...
„Da sind Edelsteine drinnen!?" Ihre Finger waren kaum einen Fingerbreit über seiner Haut geschwebt. Sie hatte vor Neugier beinahe vibriert. Es hatte ihn nur noch mehr in sich zusammensinken lassen.
„Sie verstärken den Magiestrom", hatte er mit belegter Stimme gesagt.
„Nein. Sie brechen den Magiestrom. Ich habe so etwas nie gesehen."
Notos schob einen Fuß vor den anderen. Konzentrierte sich auf das Knirschen unter seinen Stiefeln, das Rauschen der Blätter, den Rhythmus von Kay's Gang. Es half nicht.
„Was hast du nochmal gesagt, wo du herkommst?"
„Ich... ich habe es nicht gesagt."
Perrine schnaubte leise.
Ein Rascheln ertönte, dass nicht zu den bisherigen Geräuschen passte. Es wirkte...fehl am Platz. Wie jemand, der nicht hier sein dürfte.
Er spürte ein vertrautes Gewicht auf seinen Schultern. Die Stromschläge, die folgten, waren einen kleinen Tick zu schnell. Zu hektisch. Freund in Ordnung?
Notos stoppte. „Ich danke dir Kay. Ich komme ab hier selbst klar." Sie waren sowieso fast am Fluss angekommen.
Kay, die zuvor vor Jasper zurückgewichen war, schreckte nun noch mehr auf. „Was, aber..."
„Kay", unterbrach er sie leise.
Die Kriegerschülerin begann zu zittern. „Ich lasse dich hier sicherlich nicht allein! Nicht so. Außerdem..."
„Kay!", fuhr er sie scharf an, wich dabei zurück. Sein Ton schlug in Verzweiflung um. „Ich will dich nicht..." Er brach ab. Schüttelte den Kopf. „Bitte."
Kay holte tief Luft. Zögerte. Dann wandte sie sich ab, ihre Stimme klang gepresst. „Ich hole dich spätestens, wenn es dunkel wird." Sie warf ihm einen letzten prüfenden Blick zu – dann verschwand sie im Dickicht.
Notos atmete langsam aus, wartete, bis ihre Schritte verklungen waren. Dann stampfte er weiter Richtung des leisen Rauschens von Wasser.
Freund in Ordnung? Die elektrischen Impulse kamen nun hart und nachdrücklich.
Seine Hand wanderte zur Schwertscheide. „Jasper. An dem Tag, als wir abgestürzt sind... du meintest, wir sind in einen Sturm geraten."
Stille.
Dann ein vorsichtiges Ja.
Notos Miene verzog sich. Ein Sturm, wiederholte er innerlich. Kein gewöhnlicher. Dann sog er tief die Luft ein und schritt voran. Kaltes Wasser schloss sich um seine Füße, kroch seine Beine hinauf. Es hatte fast etwas beruhigendes an sich. Fast.
...Warum hörte seine Aura dann nicht auf zu zittern?
Er hob das Schwert. Führte die erste Technik aus. Dann die zweite. Und noch eine. Doch jeder Schwung war zu schnell. Zu hart. Das Flackern seiner Aura wurde stärker. Sein Atem ging schneller. Notos presste die Lippen zusammen. Reiß dich zusammen.
Er versuchte, sich zu konzentrieren. Auf die Klinge. Die Haltung. Die Atmung. Stattdessen hallte nur Perrines Stimme in seinem Kopf wider, als er ihr versucht hatte, alles zu erklären.
„Donnerschwinge... ich habe noch nie von all dem gehört."
Sie hatte es nicht spöttisch gesagt. Auch nicht belehrend. Nur... aufrichtig. Ehrlich verwirrt. Und das war das Schlimmste daran gewesen.
Ein eisiger Hauch zog ihm den Rücken hinauf. Sein Griff um das Schwert verhärtete sich. Wenn er nicht mehr über dem Wolkenmeer war....wo war er dann? Energie wallte in seinem Körper auf. Jasper murrte besorgt – und flatterte erschrocken hoch, als der erste Blitz die Klinge einhüllte. Ein zweiter folgte, wilder, zorniger. Sein Schwert bebte in seiner Hand, als er sie mit einem Aufschrei sie durchs Wasser fahren ließ. Tropfen stoben in alle Richtungen.
Ich sollte nicht hier sein, fuhr es ihm durch den Kopf. Er sollte bei seiner Familie sein. Bei seinen Freunden. Zuhause.
Der letzte Rest Kontrolle verließ ihn. Er riss das Schwert erneut in die Höhe. Es glühte, vibrierte, vor aufgestauter Energie – und er schleuderte diese mit einem einzigen, harten Ruck in den Himmel.
Donner hallte durch den Wald.
Notos stand allein im Fluss.
Er keuchte.
Sein ganzer Körper bebte.
Zitternd holte er tief Luft. Dann hob er wieder sein Schwert.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 16.04.2025 00:25Der Rest des Tages rauschte an Nirah vorbei. Alles verschwamm zu einer einzigen undeutlichen Erinnerung. Nach ihrer Flucht vor der Bedrückung in dem kleinen Patientenzimmer war sie irgendwie bei der Sammelstation der Jäger gelandet. Vielleicht war es Hal gewesen oder Kay oder einer der Krieger, der sie dafür vorgeschlagen hatte. Oder hatte sie selbst erwähnt, dass sie dafür infrage kam? Es war ihr gleich.
Alle Jäger - das hieß momentan hauptsächlich die Kriegerschüler - lieferten ihren Fang an der Station ab, so wie Nirah und Kay vorhin. Die Beute wurde hier verarbeitet und anschließend gerecht im Dorf verteilt oder zum Konservieren vorbereitet. Die bloße Menge und auch die Form der Arbeitsteilung unterschieden sich sehr vom Vorgehen im beschaulichen Silberquell.
Das Ausnehmen und Zerlegen von Tieren bereitete Nirah keine Freude, doch es gehörte zur Jagd dazu und sie beherrschte es ganz passabel. Stillschweigend hatte sie ihr Werk verrichtet, an der Seite von zwei anderen. Die beiden waren erleichtert über die zusätzliche Unterstützung gewesen und hatten nicht auf ein Gespräch gedrängt.
Mit der Zeit hatte Nirah so etwas wie Ruhe gefunden. Ein Handgriff war nach dem anderen gekommen, bis kein Platz mehr für ihre Gedanken gewesen war.
Jetzt saß sie frisch gewaschen und in unbefleckter Kleidung auf einer langen Bank, genau dort wo Notos heute Mittag gekämpft hatte. Vor Nirah stand eine dampfende Schüssel Eintopf, über die sie sich hungrig hermachte. Scheinbar hatten die Krieger tatsächlich den Wall beenden können, weshalb kurzerhand ein kleines Fest ausgerufen worden war. Obwohl es bereits dämmerte, saßen überall Leute mit Krügen und Schüsseln. Manche sahen sehr müde aus und nahmen die Stärkung dankbar entgegen. Andere hatten sich bereits in kleinen Gruppen zusammengefunden und unterhielten sich lautstark. Dazu gehörten einige der Krieger, welche Nirah wiedererkannte. Auch Kay war bei ihnen und Nirah kam es vor, als spüre sie immer wieder ihre verstohlenen Blicke auf sich.
Donner grollte in der Ferne. Nirah schaute in den Himmel, dann wieder in ihre Schüssel und - oh nein. Jerrell und seine Freunde kamen in ihre Richtung. Im nächsten Moment saß Nirah nicht länger allein auf ihrer Bank und das Stimmengewirr der Krieger umhüllte sie.
"'Abend Nirah. Wo hast du deinen Mann gelassen?" begrüßte Jerell sie gut gelaunt und beanspruchte den Platz neben ihr. Nirah sah gereizt von ihrer Schüssel auf. "Meinen was?"
"Du weißt schon. Helles Haar, irgendwie blind, wirft gerne Kiefernzapfen um sich, teilt sich dein Bett" Ein anderer lachte leise. Nirahs Augen wurden groß.
"Notos ist nicht mein ... Wir sind nicht ... "
Quinnick, der gegenüber saß, legte den Kopf schief. "Nicht?"
"Nein!"
"Hm, spannend."
Nirah konnte das Lächeln auf Quinnicks Gesicht nicht deuten. "Das ist nicht witzig! Ich meine es ernst. Wir reisen nur zusammen", verteidigte sie sich.
Jerell lehnte sich verschwörerisch zu ihr. "Egal wie, sag das bloß nicht Hal." Das Gelächter wurde lauter und zwei Krieger schüttelten energisch den Kopf. "Aber wo ist er denn jetzt eigentlich? Ich will mit ihm auf seinen Sieg anstoßen"
Schulterzuckend beugte sich Nirah über ihren Eintopf, in der Hoffnung, die Krieger würden wieder verschwinden. "Ich habe ihn nicht gesehen." murmelte sie.
Allerdings... Ja, wo war Notos eigentlich? Und wieso schielte Kay ständig zu ihr rüber?
Während Nirah aß, dachte sie an den Streit im Heilerquartier zurück. Vermutlich war es gut, dass Notos nicht hier war, denn sie wusste immernoch nicht, wie sie ihm begegnen sollte. Allein der Gedanke daran bereitete ihr Unbehagen.Auf einmal wurde es deutlich leiser um sie herum, die heiteren Gespräche gedämpfter. Quinnick saß stocksteif da. Neben ihm war Perrine aufgetaucht. Sie hielt eine Schüssel in der Hand und schien gar nicht zu bemerken, dass sie der Grund für die plötzliche Zurückhaltung der Krieger war. "Welch schöne Nacht für ein kleines Beisammensein, nicht wahr?", säuselte sie. "Wolkenlos, fast windstill."
Ein längeres Grollen mischte sich in die Geräuschkulisse. "Keine Unwetter." Perrine lächelte und starrte Nirah durchdringend an. "Sag Nirah, ist dir dein Patient entflogen?"
Nirah starrte zurück. Aus irgendeinem Grund glaubte Nirah, eine Botschaft hinter Perrines Worten zu erahnen.
"Vielleicht solltest du ihn einfangen, bevor er in einen Sturm gerät", fügte Perrine mit ernster Miene hinzu. Dann ging sie so schnell davon, wie sie gekommen war. Quinnick atmete erleichtert auf.
Donnergrollen und kein Donnerschwinge.
Ruckartig stand Nirah auf. Sie übergab ihr Geschirr einem milde überraschten Jerell und lief in die entgegengesetzte Richtung.
Sie kam nicht weit, bevor Kays Stimme sie aufhielt. "Warte! Warte kurz"
Nirah wurde langsamer.
"Ich glaube, ich weiß, wo er ist. Erinnerst du dich an den Ort, wo wir unsere zweite Rast gemacht haben?"
—
Vielleicht hätte Nirah eine Fackel oder wenigstens eine Öllampe mitnehmen sollen. Doch dafür war es jetzt zu spät. Sie arbeitete sich bereits durch den Wald und versuchte die Stelle zu finden, die Kay genannt hatte.
Nach einer langen Pause festigte ein helles Leuchten und ein lauter Schlag ihre eingeschlagene Richtung und ihre Entschlossenheit.
Irgendwann hörte sie das Rauschen des Flusses. Es wurde lauter, je weiter sie ging. Endlich lichteten sich die Bäume. Der Fluss musste jetzt in unmittelbarer Nähe sein, ebenso wie Notos. Nirah umrundete einige dichte Büsche und...
Ein gleißendes Licht blendete sie. "Notos!"
Funken flogen in alle Richtungen.
Nirah stieß einen spitzen Schrei aus, als etwas sie traf, ihr durch Mark und Bein ging und sie in die Knie zwang.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 17.04.2025 21:45Er war so ein Idiot!
Die Luft um ihn flackerte, als ein weiterer Blitz den Wald erhellte. Wasser spritze auf, als er das Schwert wieder mit Wucht in den Fluss stieß.
Warum hatte er nicht hören können. Lux hatte ihn gewarnt. Verdammt, seine eigene Schwester hatte mehr Verstand als er besessen. Aber er musste ja wieder der Sache auf den Grund gehen und den verdammten Helden spielen.
Notos' ganzer Körper bebte. Der Klinge in seiner Hand war nach all den Entladungen glühend heiß, aber er nahm die Hitze, die von ihr ausging, kaum noch war. Sollte sie doch in Rauch und Asche verglühen. ...Sollte er es ihr gleichtun. Er hätte es verdient.
Er würde sie vielleicht nie wieder sehen können. Alle. Er würde seine Schwester allein zurücklassen. Er würde nie wissen, ob Kiki...
Ein weiterer Blitz bäumte sich auf, als Notos nach Luft rang.
Dann folgte ein Lichtblitz.
Und ein Schrei.
Nirah?
Er fuhr herum, die Klinge noch immer in der Hand. Eine flammende Aura stand am Rande des Flusses. Kniend. Jaspers goldene Silhouette hatte sich vor Nirah aufgebaut, die Flügel angespannt, die Haltung schützend, jedoch geduckt. Ein leises Brummeln war zu hören. Ein wehmütiger Ton.
Nein.
Nein nein nein.
Notos' Gedanken überschlugen sich. Was tat Nirah hier? Hatte Kay ihn verraten? Es sollte doch niemand... er hatte sie getroffen.
Ein eisiger Schauer kroch durch seine Adern, als die Erkenntnis wie eine Welle über ihn einschlug. Was, wenn sie früher gekommen wäre? Als in den Blitzen noch mehr Energie gesteckt hatte. Sie wäre...
Ein ersticktes „Nein" formte sich auf seinen Lippen, blieb aber in der Kehle hängen. Panik keimte in seiner Brust, brannte wie Feuer in der Kehle. Er machte einen Schritt auf sie zu. Zögerlich.
Sein Körper wollte sich bewegen, wollte zu ihr hin, ihr helfen.
Doch sein Verstand war schneller. Du bist eine Gefahr.
Er stockte.
Dann drängten sich Erinnerungen in seine Gedanken. Fragmente eines Streits. Das schmerzliche Gefühl, allein zurückgelassen zu werden.
Nirah.
Blitze begannen wieder entlang seiner Klinge zu züngeln.
Hastig zwang Notos sich, die Klinge zurückzunehmen, sie hinter seinen Rücken zu bringen. Weg von ihr. So weit weg wie möglich.
Taumelnd wich Notos ein paar Schritte zurück. „Geh", stieß er gepresst aus, schwer atmend. Dann härter. „Sofort." Die Klinge hinter ihm flackerte warnend.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 18.04.2025 00:51Lichtflecken tanzten vor ihren Augen. Nirah wusste für einen Moment nicht wo oben und unten war. Ihr Körper protestierte, wurde erst heiß dann kalt. Eine grässliche Übelkeit breitete sich in ihrem Innern aus, ein Eindruck von 'etwas stimmt nicht'. Sie schnappte nach Luft, zwang sich ihren viel zu hektischen Atem zu beruhigen.
Langsam gewann sie die Orientierung zurück und ihre Sicht wurde klarer. Sie saß auf dem Boden, der weiterhin überaus einladend wirkte. Irgendwo vor ihr musste der Fluss sein.
Notos stand im Fluss.
Und er leuchtete.
Nein, nicht er leuchtete, sondern etwas, das er in der Hand hielt. Es tauchte ihn in genügend Licht, um seine Umrisse, erkennen zu können. Zwischen ihnen stand Sir Jasper mit ausgebreiteten Schwingen.
Ich habe sie gefunden, dachte Nirah erleichtert. Doch dann stockten ihre Gedanken. Wurde ich gerade vom Blitz getroffen? Plötzlich hatte sie den Drang hysterisch zu lachen.
Sie sah wie Notos sich bewegte und aus irgendeinem Grund glaubte sie, er würde zu ihr kommen und ihr wieder auf die Beine helfen. Stattdessen blieb er stehen und obwohl es hinter Notos' Umriss verschwand bemerkte Nirah wie das Licht gleißender wurde.
Er... schickte sie fort?
„Nein!" widersprach Nirah sofort, wie ein aufmüpfiges Kind.„Ich gehe...nirgendwo hin"
Noch immer hatte sie das Gefühl, ersticken zu müssen.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 18.04.2025 08:25Notos' Hände zitterten, als weiteres Licht unruhig über die Klinge zuckte – kaum noch gebändigt, kaum noch kontrolliert. Natürlich musste sich Nirah ausgerechnet jetzt wieder stur stellen. Warum. Warum konnte sie nicht ein einziges Mal auf ihn hören?
Sie kann nicht gehen, weil du sie getroffen hast, du Idiot!, schrie etwas in seinem Inneren auf. Weil du nie etwas richtig machen kannst.
Jasper bewegte sich langsam, fast lautlos, rückwärts. Die Flügel noch immer leicht erhoben, schlich er mit geduckter Haltung nach hinten, bis er einen Gegendruck spürte. Nirahs Arm. Ein warmes, beruhigendes Vibrieren ging von ihm aus, als er sich sachte an ihren Körper schmiegte.
Notos indes blieb wie angewurzelt im Fluss stehen. Sein Atem ging flach, als seine Aura sich bei dem gequälten Ton in Nirahs Stimme aufbäumte.
Er hatte sie verletzt.
Weil das das einzige ist, was du gut kannst.
Er verzog schmerzlich das Gesicht, sein Herz begann zu rasen. „Ich... Ich habe niemanden... nicht mit Absicht", brachte er hervor. Seine Worte waren zu schnell, überschlugen sich fast in seinem hektischen Atem unter. „Ich habe Kay gesagt, sie soll niemandem etwas sagen. Ich wollte niemanden..."
Seine Stimme brach. Er wich zitternd zurück. Verkrampft schlossen sich seine Finger um die Klinge, als die Hitze wieder verhängnisvoll in ihr zu pulsieren begann. Notos hob ruckartig den Kopf, sein Blick huschte zwischen Nirah und dem Schwert in seiner Hand, das ungeduldig zu flackern begann.
Nein. Nein, nein, nicht nochmal. Er durfte nicht...
Ein kurzer Lichtblitz erhellte den Fluss unmittelbar um ihn herum – dann zog er sich rapide zurück, als Notos die Energie mit einem Laut, der fast wie ein unterdrückter Aufschrei klang, wieder kurzentschlossen zurück in seinen Körper leitete.
Er zahlte den Preis sofort.
Schmerz jagte durch seinen Körper. Gleißend und schneidend. Seine Beine gaben nach, er taumelte, keuchte auf.
Jasper schreckte auf, ein warnender, erschrockener Laut entwicht seiner Kehle.
Notos sog stoßweise Luft in seine Lungen. „Du musst gehen", wiederholte er, diesmal drängender. „Sobald du kannst."
Und dann rutschte es aus ihm heraus – bitterer, als er es beabsichtigt hatte: „Solltest ja kein Problem damit haben... mich wieder zurückzulassen." Er kniff die Augen zusammen, wandte den Kopf ab. „Du hast nicht mal mehr einen einzigen Grund zu bleiben."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 18.04.2025 21:21Oh, was war das? Weich.
Ein dunkles Geräusch, wie eine Art leises Brummen erklang. Es breitete sich über Nirahs Arm aus.
Jasper? Nirah vergaß, dass er normalerweise auf Abstand blieb. Bevor Jasper wusste, wie ihm geschah, legte sie den Arm über ihn. Zitternd drückte sie ihn an sich, als wäre er das Einzige, das ihr Halt gab.
"Kay trifft keine Schuld", fing sie an, doch Notos hörte gar nicht zu. Er redete wie im Wahn vor sich hin. Ein heller Blitz zuckte um ihn herum. Nirah verkrampfte sich, aber statt um sich zu greifen, floss das Licht rückwärts und verschwand dann ganz. Dafür reagierte nun Notos, als wäre er dieses Mal getroffen worden.
"Donnerschwinge! Was tust du?" rief Nirah erschrocken. Jasper schien die Entwicklung genauso wenig zu gefallen.
Angestrengt versuchte sie zu erkennen, was genau vor sich ging. Sie konnte nichts außer Notos entdecken. Er war ganz allein.
Wieder schickte er sie weg. Mehr als das. Seine Worte stachen.
"Ich kann nicht gehen, verstehst du das nicht?", rief sie zornig zurück. "Verflucht, Notos! Wie kann man denn so sein?" Mit dem ganzen Willen, den sie besaß, stemmte sie sich in eine aufrechte Position. Das Blut in ihren Ohren rauschte.
"Du bist gegangen, weg vom Dorf, um weiß die Mutter was zu tun. Etwas unheimlich dummes, wie es aussieht! Ich bin hier. Du willst einen Grund, ja? Mein Grund ist, dass man dich bis ins Dorf hört und ich dachte, dass irgendetwas nicht stimmt. Und ich hatte recht! Sag mir, dass es anders ist!"
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 19.04.2025 09:35Notos' Atem zitterte, während Nirah sprach.
Nein, sie verstand nicht.
Ein sachtes Flüstern meldete sich in seinem Hinterkopf.
Weil sie nicht verstehen konnte.
Sein Schwert jedoch antwortete mit einem flimmernden Aufleuchten.
Weil sie nicht verstehen wollte.
„Und seit wann interessiert es dich überhaupt, was mit mir los ist?" fuhr er sie an, scharf, fast wütend ...wenn da nicht der gequälte Ton in seiner Stimme gewesen wäre.
„Vorhin bei Perrine war es dir egal. Da hast du mich einfach stehen lassen. Und davor..."
Er schluckte. Die Erinnerungen an den vorherigen Streit vibrierten noch immer wie ein dumpfer Nachhall in seiner Brust. Seine Aura flackerte wild.
„Ich interessiere dich doch nur, wenn's dich selbst betrifft!" warf er ihr bitter entgegen.
„Wie jetzt – weil ich zu laut war. Oder wenn du wissen willst, wohin wir gehen."
Ein weiterer Blitz zuckte die Klinge entlang.. „Nun ich habe Neuigkeiten für dich. Du musst deine Zeit nicht weiter mit mir verschwinden. Weil es kein Wohin mehr gibt!"
Notos' Stimme wurde leiser. Die verzweifelte Intensität dahinter jedoch blieb. „Ich werde nicht mehr heimkehren, Nirah. Es gibt für mich keinen Weg mehr, wie ich zurückkehren kann."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 19.04.2025 11:46Nein, nein, nein, das war alles falsch. Komplett falsch. Es war als würde der Streit von vorhin erneut aufbranden, wie eine Welle, aber mit mehr Gewalt und Zerstörungskraft. Obwohl sie nicht mehr in einem kleinen Zimmer eingesperrt waren, schien es unmöglich davor zu fliehen.
"Ich bin gegangen, weil Perrine es so wollte!" schrie Nirah. Sie wäre geblieben. Vielleicht wäre sie danach gegangen, aber zumindest im Heilerquartier wäre sie geblieben. Trotz allem.
Ungezügelt floss der verschüttet geglaubte Ärger aus ihr heraus, zusammen mit Verzweiflung und dem grässlichen Gefühl in ihrer Brust.
"Ich bin nicht hier, weil du zu laut bist, verdammt!" Ihre Stimme überschlug sich. "Und überhaupt, darf es mich nicht interessieren, wenn etwas mich betrifft? Willst du dir das unbedingt einreden, dass mir alles egal ist, oder bist du einfach ein Idiot?"
Schnaubend funkelte sie Notos durch die Dunkelheit hinweg an. Wieder flackerte Licht um ihn herum, harmlos anscheinend. Zum Glück.
"Natürlich wirst du heimkehren, was redest du da? Ich könnte dir sogar helfen, wenn du, du weißt schon, mir endlich mal davon erzählen würdest!" sagte voller triefender Anklage.
"Würdest du mit diesem Unsinn aufhören und aus dem Fluss heraus kommen?"
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