The Headwinds - Handlung
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 11.06.2024 23:25Die Reise verlief ähnlich wie am Vortag: schweigend, mit der Ausnahme, dass er nun hinter Nirah hertrottete, dabei immer eine vorsichtige Distanz wahrte. Der stetige Niesel, der allem Anschein nach ebenfalls zu seinen neuen Begleitern zählen wollte, verstärkte die Stille, die zwischen ihnen hing. Notos beachtete all dies kaum. Seine Gedanken hingen noch immer bei dem Gespräch, das sie kurz vor ihrem Aufbruch geführt hatten. Er war froh, dass Nirah sich darauf eingelassen hatte. Obwohl es ihr nicht leicht gefallen war, falls er den Ton in ihrer Stimme richtig gedeutet hatte. Sie gab scheinbar wirklich ihr Bestes, um sich an ihre Abmachung zu halten. Sein Blick huschte nach vorne, wo er verschwommen Nirahs Gestalt sehen konnte, und dann zu seinen Händen. Sie mochte es also nicht, wenn er sie überraschend anfasste? Es beruhigte ihn ein wenig, dass sie seine Nähe nicht generell verabscheute – selbst wenn es ihn mehr traf als es sollte, dass sie ihn und seine Art als derart ablenkend und störend empfinden konnte. Dennoch, er würde ihren Wunsch respektieren und ihr nicht ohne Vorwarnung zu nahe zu kommen, solange dies vermeidbar war. Er musste es zumindest versuchen...
Nirah wollte die ersten regenfreien Minuten des Tages anscheinend sofort nutzen. Als die Heilerin zur Rast aufrief, stoppte Notos irritiert in seiner Bewegung. Sein erster Impuls war es, sich lautstark zu widersetzen. Sie waren zu spät aufgebrochen und kamen dank ihm sowieso langsamer voran. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie direkt bis zum Sonnenuntergang durchmarschieren. Doch die Erinnerung an den gestrigen Tag ließ ihn jegliche Proteste runterschlucken. Besser, sie machten jetzt kurz Pause, als dass nachher einer von ihnen Bekanntschaft mit dem Boden machen würde.
Mit einigen knappen, dankenden Worten nahm er einen Teil des Essens an, das Nirah ihm reichte. Er machte sich eine mentale Notiz, dass sie wohl irgendwann einen Teil des Tages nutzen müssten, um ihre Vorräte aufzustocken – und hielt ertappt inne, als Nirah seine ansetzende Blindheit ansprach. Mit einem undeutlichen „Hm" wandte er missmutig den Kopf ab, damit Nirah ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte. Zum Glück fragte sie nicht weiter nach, und er setzte auch gar nicht erst zu einer Erklärung an. Es war unnötig und ändern würde es auch nichts.
Notos war froh, dass Nirah ihre Rast so kurz wie möglich halten wollte. Beinahe erleichtert wollte er ihr folgen, nur um abermals irritiert Halt zu machen, als Nirah ihn dazu aufforderte. Seine milde Genervtheit schlug jedoch sofort in Aufmerksamkeit um. Ob er was hörte? Vielleicht, wenn er genau hinhörte... War das ein Zischen? Während Nirah sich davonschlich, versuchte er den genauen Ursprung des Geräusches herauszufinden. Das Rauschen des Flusses machte es schwer den genauen Standort festzulegen. Oder gar zu bestimmen, ob ein Mensch oder ein anderes Wesen dieses verursachte. Letzteres konnte Nirah ihm zumindest beantworten, als sie zurückkam. Jemand schoss auf sie. Er verzog automatisch das Gesicht. Na großartig. Er mochte Fernwaffen nicht...
Die Erkenntnis allein reichte jedoch aus, um seine Alarmbereitschaft zu wecken. Er gab einen knappen Pfiff von sich, um Jasper zu sich zu rufen. Gerade noch rechtzeitig. Das Surren eines weiteren Pfeiles durchschnitt die Luft, scharf, aber nicht in unmittelbarer Nähe. Kurz darauf landete ein Gewicht auf seiner Schulter und ein aufgebrachtes Knurren erreichte seine Ohren. Notos stutzte. Jasper war aus der Richtung gekommen, wo er auch den dumpfen Aufprall des Pfeiles gehört hatte. Eine ungute Vorahnung nistete sich ein, ließ kalte Wut in seinem Magen aufkeimen. Konnte es sein, dass der Angreifer es auf seinen Partner abgezielt hatte? Ein elektrisches Knistern erfüllte die Luft, als flackerndes Licht seine Waffenspitze umwaberte.
Ausgerechnet Nirah riss ihn mit ihrer Berührung aus seinem feindlichen Anstarren des Waldrandes. Kurz versteifte sich alles in ihm. Er spielte mit dem Gedanken sich loszureißen. Den törichten Idioten zu finden, der es wagte, auf seine Begleiter zu schießen. Er hätte eine warme und freundschaftliche Begrüßung verdient. Gleichzeitig war es, als würde ihn jemand eisern bei der Schulter packen. Eine strenge, innere Stimme drang zu ihm durch. Lass sie gehen. Notos verzog das Gesicht, doch er haderte. Hinter ihm nahm er nur zu gut Nirahs Präsenz wahr. Jaspers Körper drückte gegen seinen Rücken, tiefer als gewöhnlich. Vermutlich suchte er instinktiv nach Deckung. Notos schnaubte frustriert – gab aber schließlich nach. Natürlich. Sein Mentor hatte es immer schon gesagt. Er durfte sich nicht in seinen Gefühlen verlieren. Erst recht nicht jetzt. Er hatte schließlich jemanden zu schützen. Mit einem letzten Blick auf das dichte, verschwommene Grün folgte er der Heilerin hinter die Felsen.
Bei ihrem Schutzwall angekommen, schloss er sofort die Augen. Atmete tief durch, versuchte seine Aura auszustrecken, und schickte schwache pulsierende Wellen in alle Richtungen. Eher nebenbei bekam er mit, wie Nirah mit ihm sprach. Er nickte auf ihre Aussage dass der Angreifer flussaufwärts sein musste. „Es scheint nur eine Person zu sein," teilte er ihr mit. Das war machbar, wenngleich er nichts unterschätzen durfte. Der Griff um seine Hellebarde wurde fester, als sich ihnen Schritte näherten. Erneut kribbelte es in seinen Fingern, doch er hielt sich zurück. Ruhig. Überstürz nichts.
Das tat am Ende Nirah für ihn. Noch bevor er sich vor sie stellen konnte, bereit, sämtliche feindliche Angriffe als erstes abzuwehren, hörte er, wie die Heilerin einen Pfeil abschoss. Ein weiteres Geräusch folgte. Dumpf, als würde etwas zu Boden fallen. Zu sachte, um dem Gewicht einer Person zu entsprechen. Die Waffe vielleicht? Das wer eigentlich die Gelegenheit, um zum Gegenangriff überzugehen. Allerdings....etwas an der Stimme des Angreifers – oder eher, der Angreiferin - ließ ihn zögern. Erst spiegelte er ihre Überraschung, blinzelte verständnislos. Dann begriff er – und fing breit an zu grinsen.
Seine abwartende Haltung wandelte sich zu einer lockeren, als er sich belustigt gegen seine Hellebarde lehnte. „Das Monster ist mein Partner und nennt sich Jasper. Sir Jasper vom Donnerfels, um genau zu sein. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn du nicht auf ihn schießen könntest?" Wieder eine Person, die einen Drachen nicht erkannte selbst wenn er vor ihr stand. Warum überraschte es ihn nicht mehr?
Jasper lugte aus seiner Deckung hervor, schnupperte wachsam, bevor stolz wieder seinen gewohnten Platz einnahm. Bei dem Wort „Monster" schnaubte er abwertend, wandte dann eingeschnappt den Kopf ab. Zeitgleich zuckten elektrische Impulse durch Notos' Schulter. Jung. Waffe am Boden. Er sollte sie wohl trotzdem nicht unterschätzen.
... Das bedeutete jedoch nicht, dass er nicht ein wenig sticheln durfte, richtig?
Der Fremden hatte es wohl erst die Sprache verschlagen, aber so wie sie gleich daraufhin zu drucksen begann, mussten tausend Gedanken auf einmal durch ihren Kopf jagen. „Sir Jasper von...was? Warum hat es..." Sie schüttelte den Kopf, setzte neu an. „Warum habt ihr..."
Notos ließ sie gar nicht erst aussprechen. „Ich schlage vor du hörst erstmal auf zu starren", gab er neckend von sich. Die Frau verstummte sofort und er spürte ihre Aura flackern. Automatisch fragte er sich, ob ihr das Blut in die Wangen geschossen war, so wie es bei Nirah wohl jetzt der Fall gewesen wäre. Er schmunzelte: „Du könntest damit anfangen, wer du bist. Und was du hier tust – abgesehen davon, hinterhältig auf Reisende zu zielen."
Die Aura vor ihm flackerte stärker auf. „Äh, ich dachte..."
„Du dachtest was?", unterbrach er sie sofort, die Stimme einen Hauch beißender als gewollt. „Dass es eine gute Idee wäre, allein ein Monster anzugreifen, ohne es überhaupt gesehen zu haben?"
„Ich bin nicht all...", fing sie sofort an sich zu wehren – warum erinnerte sie ihn an Nirah – stoppte jedoch mitten im Satz, überlegte es sich scheinbar anders. „Ich hätte es hingekriegt", korrigierte sie schnippisch.
Amüsiert hob er eine Braue hoch. „Oh ja, bestimmt. Insbesondere nachdem du jegliche Deckung aufgegeben hast, um nachzuschauen, ob du dein Ziel getroffen hast. Welches erstaunlicherweise zu Boden gegangen ist, ohne den leisesten Schmerzenslaut von sich zu geben. Ein Wunder."
Kurz hatte er das Gefühl, sein Gegenüber setzte zu einem weiteren Konter an – doch nichts kam. Vorerst. Notos wartete kurz, bevor er ergeben aufseufzte. „Aber ich gebe zu, wenn es ein Monster gewesen wäre, wäre es klug es am Fluss aufzulauern. Macht das Anschleichen einfacher." Seine Mundwinkel zuckten neckend nach oben. „Und wenn du nächstes Mal geduldig genug bist, um dein Ziel zu sehen, würdest du es vielleicht sogar treffen." Beim letzten Satz huschte sein Blick zu Nirah rüber. Die Götter wussten, dass die Sache nicht so glimpflich für sie verlaufen wäre, wenn Nirah sie angegriffen hätte – die Götter wussten jedoch ebenfalls, dass es für beide Frauen nicht glimpflich ausgegangen wäre, wenn sie Jasper wirklich verletzt hätten.
Das Flackern vor ihm ebbte ab. „Meinst du das ernst?", fragte die helle Stimme. Sie klang überrascht...und aufrichtig glücklich über seine Worte. Notos blinzelte. Und begann dann sachte zu lächeln. „Vielleicht sollten wir nochmal von vorne anfangen. Erlaube mir mich vorzustellen. Mein Name ist Notos – „ er deutete eine Verbeugung an – „meinen Partner Jasper kennst du ja bereits schon." Jasper wandte weiterhin beleidigt den Kopf ab, flatterte aber einmal kurzangebunden mit seinen Flügeln. Notos ging auf dieses Verhalten nicht weiter ein, sondern deutete schmunzelnd neben sich „Und meine reizende Begleiterin neben mir ist Nirah."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 01.06.2024 10:07"Es ist übrigens Wolfsauge. Nicht Feuerherz!" fuhr sie Notos an, der sich still und heimlich zu ihr begeben hatte, ignorierte dabei seine Bitte. Kurz hatte sie nicht hingeschaut und schon war er auf halbem Weg bei ihr gewesen. Nun verschränkte sie die Arme und funkelte ihn an. Der Stein lag zwischen ihnen, trotzdem war er für ihren Geschmack viel zu nah. Doch sie würde sicher nicht vor ihm zurückweichen. Ungeduldig mit dem Fuß tippend stand sie ihm gegenüber, schweigend, wartend bis er sprach. Sie erwartete nichts, eigentlich wäre sie am liebsten gegangen.
Schon der erste Ansatz seiner Erklärung verstärkte ihr unruhiges Fußtippen, wandelte es zu einem unregelmäßigen Klopfen. Wovon redete er überhaupt? Nirah holte Luft, um ihn direkt anzufauchen, doch er sprach einfach weiter und sie schluckte es hinunter. Umgehend drehte sie den Kopf zur Seite um ihn nicht mehr anschauen zu müssen, als er nach Worten rang. Er musste es doch nicht...aussprechen. Das Klopfen wurde etwas wilder.
"Ich war müde, Notos!" brach es laut aus ihr heraus. Als würde das alles erklären und relativeren.
"Und ich habe keine Ahnung wovon du redest. Gestern hattest du doch auch kein Problem damit? Ich hätte dir schon Bescheid gegeben, wenn ich Platz gebraucht hätte. Es war aber natürlich viel zu eng." Sie zog die Arme fester um sich. Ihre Stimme wurde etwas leiser, gepresster. "Obwohl du alles falsch verstanden hast. Ich mag es nicht wenn du...wenn du... " Mit den Händen machte sie eine vage Geste, auf Notos, auf sich. Versuchte damit zu erklären, was sie meinte. "Mich einfach so überraschend anfässt. Verstehst du?" Ihre Arme fielen herab.
"Es lenkt mich ab." flüsterte sie nun fast. "Manchmal ist es etwas zu ...viel? Und du bist sehr. Nun. Ich bin das nicht gewohnt. Wir kennen uns doch kaum. Ich verstehe nicht, wieso du du das machst. Egal. Vergiss, was ich gesagt habe." Nirah räusperte sich, fuhr etwas fester und auch verbissener fort. "Merk dir, dass ich dir Bescheid gebe. Erschreck mich einfach nicht so. Generell, meine ich. Nicht, dass es ein nächstes Mal geben wird. Oder? Äh..." Fahrig fuhr sie sich durch die Haare, zog ihren Zopf enger. Sie versucht gar nicht erst den verlorenen Faden wiederzufinden, sondern wandte sich endgültig ab, stapfte an Notos vorbei - dahin wo er hergekommen war. Demonstrativ prüfte sie die verschiedenen möglichen Richtungen. Der Fluss war nicht mehr in unmittelbarer Nähe und sie konnte sich fast nicht erinnern, welchen Weg Notos sie getragen hatte. Überhaupt kam ihr das Gebiet recht unbekannt vor.
"Wohin?" fragte sie und wartete kaum die Antwort ab, bevor sie losmarschierte.
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Erst viel später am heutigen Tag dämmerte ihr, dass mit Notos etwas nicht stimmte. Immer wieder wirkten seine Bewegungen desorientiert oder übervorsichtig. Wo Nirah gestern noch Schwierigkeiten gehabt hatte, Schritt zu halten, musste sie sich heute zurückhalten. Schon seit dem Aufbruch kamen sie vergleichsweise beschwerlich voran. Sie ging langsamer und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln.
Die erste Rast machten sie in einer felsigen Senke unweit des Flusslaufs, welchem sie wieder gefolgt waren. Es hatte aufgehört zu regnen, aber für wie lange? "Warte mal." hatte sie einfach nur gesagt und sich demonstrativ auf einen Felsbrocken gesetzt. Sir Jasper, scheinbar irritiert darüber wo seine Menschen blieben, war eine große Schleife zurück geflogen. Er hatte sich wieder in die Bäume verzogen und beobachtete wie Nirah ihre letzten kläglichen Vorräte aus den Taschen zog und aufteilte. Nicht, dass für ihn etwas sonderlich interessantes dabei gewesen wäre. Aber sie mussten etwas essen und das hier war das Mindeste. Und es gab Nirah Gelegenheit zu verstehen, was sie vorher schon gesehen haben musste.
"Etwas stimmt wieder nicht mit deinen Augen." stellte sie seufzend fest, als sie ihre Portion hinunter schlang. Sie waren nicht so weiß wie am ersten Tag aber eine milchiger Schleier bedeckte das sonst so klare blau. Schweigend kaute sie und stieß sich dann ruckartig vom Stein ab, als Zeichen, dass sie weiter konnten.
"Halt." Nirah brachte Notos mit einer flüchtigen Berührung am Arm direkt wieder zum Stehen. "Hast du das gehört?" Ein sirrendes Geräusch fast wie... Sie sah sich um. Wieder erklang das Geräusch durch das Rauschen des Flusses und dieses Mal klapperte etwas in der Nähe. Vorsichtig näherte sie sich der Stelle, bückte sich und fand einen Pfeil der nutzlos zu Boden gefallen war. Als hätte der Schütze die Sehne nicht genug gespannt, sodass er auf halbem Weg vom Himmel gefallen war.
Geduckt kam sie zu Notos zurück. "Jemand schießt in unsere Richtung."
Wieder flog ein Pfeil und er schlug dumpf krachend in einen Baum ein. Keine zwei Fußlängen unterhalb von dort, wo Sir Jasper saß. Er flatterte aufgeregt, sprang von seinem Ast und landete auf Notos' Schulter. Direkt danach zischte ein Pfeil an der Astgabel vorbei, da wo eben noch Notos' geflügelter Partner geruht hatte.
"Bleib unten." flüsterte Nirah. Sie zog Notos auf die Seite hinter den Felsen, auf dem sie vorhin gesessen hatte und der sie nun decken sollte. "Er muss flussaufwärts sein." Während sie ihren Bogen bereit machte, spähte sie immer wieder angestrengt über ihre Deckung hinweg, in der Hoffnung ihren Angreifer zu entdecken. Doch es hatte keinen Zweck. Allerdings flogen auch keine weiteren Pfeile.
Nirah haderte damit, ob es sinnvoll wäre ihre Position zu verlassen, als sich knirschend Schritte näherten. Sie schenkte Notos einen vielsagenden Blick, griff ihre Waffe fester und machte sich bereit zu schießen.
"Habe ich es erwischt?" ertönte eine hohe Stimme. Die Gestalt einer Person tauchte hinter einem Steinbrocken auf. In ihrer Hand hielt sie locker einen Bogen. Nirahs Pfeil bohrte sich in den Boden vor ihren Füßen. "Keinen Schritt weiter." knurrte Nirah. Die Angreiferin sprang entsetzt zurück, ließ ihren Bogen fallen und hob die Hände. "Oh." machte sie dann aber nur, starrte dabei mit großen Augen an Nirah vorbei. Zu Sir Jasper und Notos. "Oh."
Die Frau hatte kurze braunrote Haare und sie sah sehr jung aus. "Das Monster ist kleiner als ich gedacht habe." Verständnislos deutete sie auf Sir Jasper.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 06.05.2024 22:33Es war zu einfach.
Er mochte es nicht klar sehen können, aber er spürte Nirahs Ärger, der ihm bereit nach seiner ersten kleinen Stichelei entgegenwallte. Ihr aufgebrachter Einwurf bestätigte nur, dass sie auf seine Stichelei wunderbar angesprungen war. Vielleicht sogar ein wenig zu sehr.
„Ruhig Blut, Feuerherz.", begann er gutmütig schmunzelnd. „Es war nicht so ernst..." Plötzlich hielt er mitten im Satz inne. Warte...was hatte Nirah gesagt? Sie dachte, er wäre vor ihr geflüchtet? Verdutzt blinzelnd ließ er den Rest ihrer Wut über sich ergehen. Schüttelte dann den Kopf, als die Bedeutung ihrer Worte endgültig einsickerte. Er runzelte die Stirn. „Nirah..." Doch die Heilerin war bereits wieder davongestampft. Schemenhaft erkannte er ihre gebückte Gestalt unweit vor ihm. Falls nicht alles täuschte, bei dem gestrigen behelfsmäßigen Ritualplatz. Er hörte ein undeutbares Rascheln aus ihrer Richtung.
Notos seufzte stumm, hatte sich aber wieder in Bewegung gesetzt, noch bevor Jaspers nachdrückliches „Reden" durch seine Schulter zuckte und Nirah zu ihrer bissigen Frage ansetzte. Seine Schritte waren ein klein wenig bedächtiger gewählt als sonst. Er musste nicht unbedingt so eine bühnenreife Landung wie Nirah gestern vollführen. Den Blick richtete er erst mit voller Aufmerksamkeit zu seiner Begleiterin, als er fast direkt vor ihr stand. „Nirah, lass mich kurz reden."
Er hoffte, dass die Heilerin ihn erklären ließ. So wie sie sein Verhalten im Moment interpretierte, hatte es sie vermutlich mehr getroffen als er dachte. Kein Wunder, dass sie ihn direkt nach einer einzigen Stichelei angefahren hatte. Zeit, das jetzt geradezubiegen.
„Ich bin nie vor dir geflüchtet. In Ordnung? Es ist nur... Du hattest mir mal gesagt, dass du es nicht magst, wenn ich dich anfasse. Damals, als du mir das erste Mal deine Magie gezeigt hast?" Notos wartete kaum auf eine bestätigende Antwort, sondern wandte bereits leicht beschämt den Kopf ab, rieb sich dabei den Nacken. „Und naja, da wir die Nacht recht..." kurz suchte er hüstelnd nach der richtigen Beschreibung. Hätte Vernon sie so erwischt, wäre er dessen Sprüche nie wieder losgeworden. „...Nah aneinander geschlafen haben, war ich mir sicher, du willst so schnell wie möglich Abstand von mir haben. Deswegen wollte ich dir mehr Raum geben."
„Und ich war zwar gestern wirklich überrascht von deinem Manöver und hatte tatsächlich einen kleinen Einwand – aber nur, weil du meinen Arm zwischen der Geröllwand eingezwängt hattest. Aber ich habe es auch so geschafft, eine gute Position zum Schlafen zu finden, wie du gesehen hast. " Er zuckte mit den Schultern, schenkte ihr ein schiefes Grinsen. Sein ungewohnt tiefer Schlaf war wohl Beweis genug dafür. Dann sah er Nirah wieder direkt in die Augen – oder versuchte es zumindest. „Aber ich hatte sonst nie ein Problem, verstehst du? Erst recht nicht mit dir."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 04.05.2024 23:15Es dauerte länger als Nirah erwartet hatte, bis Notos zu Bewusstsein kam. Schließlich blinzelte er und blickte sie orientierungslos an. "Nein, es ist nichts los." Er sah sie kaum an. Als wäre er noch nicht richtig anwesend oder sehr verwirrt. "Ich wollte dich nur wecken." murmelte sie, während Notos sich zunehmend wacher wirkend in alle Richtungen umsah. Woher sollte sie wissen, wie spät es war. Sie zuckte mit den Schultern. "Ich bin auch eben erst aufgewacht."
Notos spannte sich sichtlich an, stierte plötzlich zu Boden und ... entschuldigte sich? Wofür? Mit einer ruckartigen Bewegung tastete er nach etwas, warf ihr regelrecht ein Kleidungsstück entgegen. Er wollte ihr etwas Raum geben?
"Warte... Was?" brachte Nirah entgeistert heraus. Notos kroch bereits eilig aus dem Unterschlupf und ließe sie alleine zurück. Was war denn plötzlich mit ihm los? Sie starrte zum Ausgang. Von draußen drang Notos' gedämpfte Stimme hinein. Nirah schüttelte irritiert den Kopf. Sie hatte mit irgendeinem dämlichen Kommentar gerechnet, aber nicht damit, dass er vor ihr davonrannte.
Prüfend sah sie an sich herab, konnte aber nichts entdecken, das die Reaktion erklärte. Sie hätte es ja verstanden, wenn sie aus irgendeinem Grund zu spärlich bekleidet gewesen wäre oder... nun, irgendetwas. Aber nein, so müde war sie nun doch nicht gewesen. Nur der Ring, der an der Kette um ihren Hals ruhte wirkte etwas fehl am Platz. Die Federn hatten den gestrigen Tag und die Nacht erstaunlich gut überstanden. Vorsichtig strich sie darüber, spielte mit dem Stein, steckte probehalber einen Finger in den Ring, nur um ihn direkt wieder fallen zu lassen. Es ist unpraktisch, dachte sie, stopfte die Kette dann trotzdem unter ihr Oberteil. Die Federn kitzelten.
Nirah ließ sich Zeit damit, sich reisebereit zu machen und ihr Gepäck zu verstauen. Als sie hinaus kam, war Notos mit Sir Jasper beschäftigt. Sie hob den Kopf gen Himmel. Feine Regentropfen benetzten ihre Haut. Es musste bereits mitten am Tag sein, so hoch wie die Sonne stand.
Etwas abseits stehend nestelte sie an ihren Taschen. Wovon redete Notos da? Rauchsäulen? Sie wusste auch nichts von einem Gewitter. Nirah runzelte die Stirn erst ratlos, dann mit einem verärgerten Seitenblick zu Notos. Als ob er nicht selbst tief und fest geschlafen hätte. Er war also wieder wach. Wunderbar.
Das dämliche Grinsen auf seinem Gesicht kündigte seinen nächsten Seitenhieb zu spät an. Nirah schnappte nach Luft, verschränkte umgehend die Arme vor der Brust. "Ach ja? Wenn du so ein großes Problem damit hast, hättest du ja auch etwas sagen können, Donnerschwinge. Anstatt mitzumachen. Außerdem..." Sie gestikulierte wild mit den Händen, deutete dabei auf den Unterschlupf. "...das vorhin? Hat mich auch etwas überrascht. Du hättest wenigstens so tun können als würdest du nicht vor mir flüchten." warf sie ihm spitz entgegen. Den Kopf hoch erhoben, drehte sie sich auf der Stelle um und stapfte besonders laut zu dem behelfsmäßigen Ritualplatz. Dabei brummte sie vor sich hin. "Nächstes Mal wecke ich dich nicht." Ihr war danach, das kleine Bauwerk einzureißen, einfach nur weil sie es konnte. Aber sie begnügte sich damit, das Fläschen, welches sie auf dem Stein stehen gelassen hatte, sehr nachdrücklich in ihre Taschen zu stopfen. Alles andere ließ sie liegen. Es würde es noch an die gestrige Nacht erinnern, wenn auch nicht lange.
Damit war sie bereit zum Aufbruch. Sie lugte zu Notos, ohne sich von der Stelle zu bewegen. "Wohin?" fragte sie bissig.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 14.04.2024 23:50Irgendetwas war falsch.
Notos wurde an den Rand des Bewusstseins gerissen, als eine Welle von Unruhe über ihn wusch. Etwas in ihm flackerte nervös auf, pulsierte in einem unsteten Rhythmus. Nein, nicht in ihm. Aber in unmittelbarer Nähe. Wie die zitternden Flämmchen einer Kerze in der Dunkelheit. Seine Finger zuckten irritiert, als die Wärme, die ihn umhüllte, allmählich verschwand. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, leichter atmen zu können. Dennoch. Wenn der Schlaf ihm nicht in allen Gliedern stecken würde, hätte er wohl versucht danach zu greifen. Was auch immer es war, das ihm gerade entglitten war.
Die ungewohnte Kälte verschärfte sein Bewusstsein, ließ seine Gedanken eine klarere Form annehmen, wenngleich ihn die Müdigkeit noch nicht ganz verlassen wollte. Er spürte einen unebenen Untergrund unter sich. Er hörte ein gleichmäßiges Tröpfeln. Kaum wahrnehmbar, beinahe übertönt vom sanften Rauschen des Windes. Ein frischer, erdiger Geruch stach ihm in die Nase und...feuchte Klamotten?
Irgendetwas berührte ihn an der Schulter. Nicht rabiat genug, dass es hätte Jasper sein können. Er hörte seinen Namen. „Hm?" Seine Lider flatterten, als der Rest der Schwere aus seinem Körper wich. Er schlug die Augen auf – und hatte kurz das Gefühl, dass ein flackernder orangener Umriss in seinem Sichtfeld aufblitzte. Er blinzelte. Der helle Farbton verschwand, doch das Bild vor ihm blieb unklar und verschwommen. Er hatte Mühe, die Person vor ihm identifizieren zu können.
„Nirah?", gab er verschlafen von sich. „Ist was los?" Notos blinzelte erneut, schüttelte sachte den Kopf. Doch seine Sicht wurde nicht besser. Instinktiv wandte er beinahe beschämt den Kopf ab. Bruchstückchenhaft kehrten die Erinnerungen von letzter Nacht zurück. Nirah, die er nach einer langen Wanderung hierhergetragen hatte. Das Ritual, bei dem er ausgeholfen hatte. Natürlich, daran musste es liegen. Er hatte ja gewusst, dass es Konsequenzen für ihn haben würde.
Seufzend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder zur Heilerin, versuchte mit einem Lächeln den Anflug von Missmut zu verbergen. Er hatte diese Bürde gestern freiwillig entgegengenommen. Nirah sollte dafür nicht seine Laune zu spüren bekommen. Stattdessen versuchte er einen Blick nach draußen zu erhaschen. „Wie spät ist es?" Aus irgendeinem Grund wirkte es viel zu hell. Wo war Jasper eigentlich? Erst jetzt fiel ihm der ungewohnte Umstand ein, dass er nicht von seinem Partner geweckt wurde. Warum hatte Nirah ihn...?
Weitere Erinnerungsfetzen tauchten in seinem Kopf auf. Die Worte, die sie gestern beim Ritual an ihn gewandt hatte. Wie sie sich dann bei ihrem Schlaflager ohne Vorwarnung an ihn gedrückt hatte. Hatten sie so wirklich zusammen die Nacht verbracht?
Blut schoss ihm in die Wangen und er senkte sofort seinen Blick. „Oh, tut mir leid." Einen Tick zu hastig tastete er unbeholfen nach der Kleidung, die sie am Rande ihres Unterschlupfes hingeworfen hatten. Er spürte an der Beschaffenheit des Stoffes sofort, welches Oberteil ihm gehörte – und welches sicherlich nicht. Er reichte letzteres der Heilerin. „Warte, ich gebe dir sofort etwas Raum."
Er war beinahe aus ihrem Schlaflager geflüchtet, auch wenn er hoffte, dass es nicht so gewirkt hatte. Noch während er sich im sachten Niesel seine Ordensmontur anlegte, hörte er ein Geräusch, dass sich klar vom Rest abhob. Ein Flattern von Flügeln ertönte. Dann bohrten sich Krallen in seine Schulter. Er spürte, wie Jasper sein Gewicht verlagerte, um sich mürrisch zu schütteln. Die elektrischen Stöße wirkten ein wenig stärker als sonst.
Schlafkappe. Beide. Notos entschuldigte sich lächelnd, runzelte direkt im Nachhinein irritiert die Stirn. Schlafkappe? So hatte er Lux immer bezeichnet, wenn er gnadenlos verschlafen und nicht aufweckbar war. Erneut fragte er sich, wie spät es eigentlich war. Eine Frage, die er dieses mal direkt an seinen Partner richtete. Hätte er die Antwort erahnen können, hätte er es jedoch am liebsten nicht getan.
„Mittag?", entkam es ihm leise zischend. Ungläubig. Ein säuerlicher Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Nervös fuhr er sich über den Arm, erwischte dabei Nirahs Anhänger, den er auch über Nacht nicht angelegt hatte. Bestimmt hatte dieser in seiner Haut eine tiefe Druckspur hinterlassen. Sie hatten so viel Zeit verloren... wie konnte das passieren? Natürlich, er war erschöpft gewesen, Nirah ebenfalls. Aber so tief zu schlafen? Normalerweise war er bei Sonnenaufgang wach. Seit den letzten Tagen meist früher. Zugegeben, er hatte ausgesprochen gut geschlafen. Und er fühlte sich besser. Fitter, trotz seiner ansetzenden Blindheit.
Innerlich seufzend versuchte er die unangenehme Schwere, die sich in seine Adern fraß wegzuwischen. Nirah kann nichts dafür, ermahnte er sich wieder. Und jetzt konnte man sowieso nichts mehr dran ändern. Er konnte nur hoffen, dass es nicht noch zu weiteren solchen Verzögerungen kam. Seine Stimme klang beinahe hoffnungsvoll, als er sich wieder an Jasper wandte. „Sag mir zumindest, dass du unseren nächsten Weg kennst?"
Zu seinem Glück lieferte sein Partner ihm die positive Nachricht. Und eine weitere, verwirrendere noch dazu. Notos hob irritiert eine Braue hoch. „Du hast kleine Rauchsäulen gesehen?" Vielleicht noch Überreste des Rituals? Nirah hatte schließlich von großen Festfeuern gesprochen, die in den Dörfern deswegen entzündet wurden. Aber die müssten mittlerweile doch erloschen sein? Oder hatte vielleicht ein Blitz in einen Baum eingeschlagen?
Dankbar für die Ablenkung, wandte Notos sich nachdenklich an Nirah. „Gab es nachts oder heute morgen ein Gewitter?" Kaum hatte er die Frage gestellt, winkte er bereits ab. „Ah warte, so tief, wie du geschlafen hast, wirst du es wohl auch nicht wissen." Dann, als wäre ihm wieder etwas eingefallen, zuckten mit einem Mal seine Mundwinkel grinsend in die Höhe „ Wenn wir dabei sind: Warne mich vielleicht das nächste Mal vor, bevor du dich nachts auf mich legst? Hast mich etwas überrascht damit."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 31.03.2024 01:05Als Nirah das erste Mal am Morgen blinzelte, umhüllte Wärme sie, wie eine weiche Decke. Sie hörte einen langsamen Herzschlag unter sich. Der gleichmäßige Atem einer anderen Person wiegte sie sanft. Jemand hielt sie, sicher und geborgen. Notos. Er wirkte friedlich. Wie ist das passiert? Nur ein bisschen bewegte sie sich, um die Hand die locker auf der ihren lag näher an sich zu ziehen. Dann vergrub sie zufrieden ihr Gesicht.
Sie wusste nicht wie viel Zeit verging, schwebte lediglich in einem seeligen Dämmerzustand. Irgendwann ließ der Schlaf sie widerwillig los. Wieder blinzelte sie. Es war immernoch warm. Aber das Geräusch eines fremden Herzens irritierte sie. Ebenso wie der helle Stoff unter ihrem Gesicht und das Gefühl mindestens zur Hälfte auf jemandem zu liegen. Sie wusste, dass es Notos war, ohne den Kopf drehen zu müssen. Wieso in aller Welt umarmte Notos sie? Mit einem Mal wurde ihr das gesamte Ausmaß der ungewohnten Nähe bewusst. Wie hatte sie so schlafen können? Freiwillig? Sie erinnerte sich vage an die Entscheidung und verfluchte sich selbst. Sehr deutlich nahm sie seinen Körper wahr, wie er sich anfühlte durch Kleidung und stellenweise die Decke hinweg. Vielleicht hat er es nicht bemerkt, versuchte sie sich einzureden. Da bemerkte sie, dass ihr eigener Herzschlag Notos' übertönte. Laut. Definitiv zu schnell. Er wird es spüren, er wird es spüren, er wird...
Vorsichtig spähte sie zu ihm, drückte sich dabei etwas nach oben und starrte ihn abwartend an. Seine Augen waren geschlossen. Er sah entspannt aus. Gelöst. Glücklich? Sie würde ihn mit Sicherheit wecken, wenn sie sich zu viel bewegte. Dem Gewicht seines Armes an ihrem Rücken nachgebend, sank Nirah wieder herab.
Sie wollte ihn nicht wecken.
War das nun ihr Schicksal? Er hat es sicherlich ohnehin bemerkt. Dann konnte sie auch genauso gut noch liegen bleiben, oder? So tun als würde sie schlafen? Es gelang ihr nicht ihren Puls zu beruhigen. Bestimmt konnte er das Klopfen spüren. Eine Weile hielt sie es aus. Ihre Muskeln entspannten sich sogar. Ein wenig. Zugegeben, sie hatte wirklich gut geschlafen. Ihr Nacken war vielleicht etwas steif. Aber es fühlt sich nicht ganz so verkehrt an? Nirah verwarf diesen dämlichen Einfall sofort wieder. Vorallem ergab es überhaupt keinen Sinn. Anscheinend war sie wirklich sehr, sehr müde gewesen. Anders konnte sie nicht erklären, wieso sie bedenkenlos ausgerechnet Notos zu ihrem neuen Schlafplatz erkoren hatte. Wie spät war es überhaupt? Sie richtete sich auf, soweit sie konnte, um nach draußen zu spähen. Doch von hier aus war es unmöglich zu sagen, wie hoch die Sonne stand. Sicher war nur, dass es hell war. Sie hielt inne, den Blick auf Notos Gesicht ruhend. "Tut mir leid." wisperte sie, dann schob sie vorsichtig seinen Arm herunter, befreite sich, setze sich auf. Zögernd holte sie Luft, bevor sie ihn sachte antippte. "Notos."
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 15.03.2024 02:00Damit war das Ritual wohl vorbei.
Notos lachte immer noch vergnügt in sich hinein, als Nirah sich von ihm löste und eilig aufstand. Seine Hände wurden jedoch sofort wieder beschlagnahmt. Jasper sprang ausgelassen umher, versuchte mit seinen Pfoten seine Finger zu erwischen. Als Nirah leise ihren Schmerz klagte, hatte er es inzwischen geschafft, seinen Partner auf den Boden zu befördern und den gefiederten Bauch zu kraulen. „Du gewöhnst dich noch dran", gab er gutmütig von sich, ignorierte dabei, wie das Federbündel ihm ohne wirklichen Druck in die Hand biss, um losgelassen zu werden.
Noch während ihrer kleinen Rauferei spürte er auf einmal eine sanfte Berührung am Oberarm. Komm gehen wir schlafen. Notos blinzelte, verharrte in seinem spielerischen Kampf mit Jasper. Schüttelte dann dezent irritiert den Kopf. Das war eine Einladung, mit der er nicht gerechnet hatte. Nicht von Nirah zumindest. War sie davor nicht immer allein vorausgegangen? Hatte ihm höchstens eine gute Nacht gewünscht und war dann verschwunden?
Langsam gab er ein Nicken von sich, erinnerte sich dann einen Tick zu spät, dass Nirah ihn vermutlich kaum sehen konnte und fügte ein paar zustimmende, unverständliche Laute hinzu. Jasper ließ fast schon ein wenig enttäuscht von ihm ab, gewährte es jedoch seinem Partner aufzustehen und einen weiteren Teil seiner dunkelblauen Ordensmontur auszuziehen. Sein Oberteil darunter war zum Glück noch recht trocken geblieben. Ein Gedanke daran, mit wem er diese Nacht verbringen würde, reichte aus, um zu beschließen, dass er den Rest nicht abnehmen würde. Es würde ausreichen müssen. Er war nur froh, dass der Großteil seiner Bekleidung für weitaus widrigere Wetterbedingungen gemacht worden war.
Als er Nirah folgte und bedächtig einen Platz in ihrer heutigen Unterkunft suchte, wurden ihm zwei Dinge bewusst. Erstens: Es würde gemütlich werden. Wenigstens würde ihre Körperwärme das fehlende Feuer ersetzen. Und zweitens: Die Heilerin war deutlich besser vorbereitet als er. Während Nirah unzufrieden hin- und her rutschte auf der vergeblichen Suche nach einer annehmbaren Position, bekam er etwas Weiches in den Schoß geworfen. Er tastete danach, spürte einen robusteren, dicken Stoff. Eine Decke? Einer von ihnen hatte definitiv mit einer längeren Reise gerechnet... Nicht zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass er sich in Silberquell besser hätte vorbereiten sollen. Vielleicht musste er es in der nächsten Siedlung nachholen. Selbst wenn er wirklich, wirklich hoffte, dass es nicht nötig war weitere Zwischenstationen einzulegen, bevor sie zuhause ankommen würden...
Irgendwann hatten sie sich zurechtgefunden. Notos saß mehr als dass er lag. Eine Position, die er sehr willkommen hieß. So würde er im Notfall schnell aufstehen können, um sie zu vertei - Notos' Haltung versteifte sich von einem Moment auf den anderen, als etwas auf seinem Bauch landete. Zu schwer, als dass es hätte Jasper sein können. Sein Atem stockte kurz, dann sog er scharf die Luft ein. Bei den Göttern, das Manöver hatte ihn überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich einfach ohne Vorwarnung auf ihn drauflegen würde. Besser gesagt, sie hatte es wohl angekündigt. Aber er dachte nicht...noch dazu ausgerechnet sie...
Eine Weile wagte er es kaum sich zu rühren. Doch nichts Weiteres passierte. Er spürte nur seinen eigenen, schnellen Herzschlag – und ebenfalls, wie Nirahs Gewicht seinen Arm gegen die Wand aus Erde und Geröll hinter ihm presste. „Eh, Nirah?", flüsterte er leise gegen den Regen. Wartete wieder. Keine Reaktion. Er hörte nur langsame, stetige Atemzüge. Die Heilerin blieb an ihn gedrückt wie ein kleines Kind.
Seufzend versuchte er seinen Arm zu befreien. Es gelang ihm irgendwann und nach ein wenig Hadern legte er ihn einfach um Nirahs Körper. „Tut mir leid, Jasper", wisperte er ergeben in die Nacht. „Du wirst heute wohl Wache halten müssen."
Vielleicht hörte er ein Schnauben, doch er hätte es sich genauso gut auch einbilden können. Notos lauschte dem Regen, starrte dabei gedankenverloren in die Dunkelheit. Schreckte lediglich auf, als sich neben den steten, sanften Rauschen weitere Geräusche dazugesellten. Undeutlich, als würde jemand vor sich hinmurmeln. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das warme Bündel auf ihm: „Nirah?" Sie erwiderte seine leise Frage mit einem unverständlichen Laut, schlief aber tief und fest weiter.
Ein warmes Schmunzeln schlich sich auf seine Züge. Es erinnerte ihn an früher. Neela war nicht nur einmal in dieser Position auf ihm eingeschlafen. Meist war es passiert, wenn seine Eltern bis spät in die Nacht Besuch hatten. Er und seine Schwester waren kaum zu vertreiben gewesen. Oft genug taten sie das aus purem kindlichen Trotz, um nichts zu verpassen und mit von der Partie zu sein. Insbesondere wenn die Freunde ihrer Mutter da waren. An den Abenden wurden immer die wildesten Geschichten erzählt, immer am lautesten gelacht. Er hatte gerne zugehört, mit flatternder Aufregung in der Brust. Beinahe hatte er das Gefühl, dieselbe Aufregung wieder verspüren zu können. Genauso wie die tiefe Müdigkeit, die sich in seinem Körper ausbreitete.
Ihre Mutter hatte immer als erste bemerkt, wenn Neela irgendwann an ihn gekuschelt eingeschlafen war und er selbst nah dran war ihr zu folgen. Hatte ihn immer mit einem liebevollen Lächeln wachgerüttelt. Ihr könnt ja kaum die Augen offen halten. Was haltet ihr von schlafen?
Nirah regte sich unter ihm. Er spürte ihre Finger neben seiner freien Hand. Warm. Als würden sie sich unsicher an ihn herantasten wollen. Ohne wirklich darüber nachzudenken kam er ihr entgegen, ergriff sanft ihre Hand. Zog die Heilerin dabei ein wenig mehr zu sich.
Er konnte es vor sich sehen. Das Leuchten in den Augen seiner Mutter, das amüsierte Schmunzeln, das sie bei diesem Anblick bestimmt tragen würde. Du passt auf sie auf, richtig?
Die Geräusche der Nacht verblassten allmählich. Notos gab es auf, gegen die Schwere in seinem Körper anzutreten. Schloss die Augen und ließ die warme Ruhe über ihn legen. Für einen kurzen Moment, noch während seine Gedanken an Schärfe verloren, hatte er das Gefühl, gedämpft heiteres Lachen zu hören. Die Ansätze eines zufriedenen Lächelns schlichen sich auf seine Lippen, bevor er endgültig in einen ruhigen Schlaf driftete.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 09.03.2024 01:39Wieso sagte Notos nichts? Er tat ... gar nichts. Oder vielleicht hörte Nirah es nicht, über ihren trommelnden Herzschlag hinweg. Hatte er sie überhaupt gehört? Ihr war nur zu sehr bewusst, dass sie immernoch ihre Finger mit Notos' verschränkt hatte. Eigentlich nahm sie nur noch das wahr, das und das Rauschen in ihren Ohren. Tu etwas, schrie eine innere Stimme ihr entgegen. Doch sie atmete nur ein bisschen zu flach und zu schnell. Tu etwas!
Notos musste die Stimme gehört haben. Endlich - endlich! - sprach er. Er musste auch sie gehört haben, denn er knüpfte an ihre Dankesrede an. Als wäre alles wie immer, redete er über seine Freunde und über seinen Namen. Nicht zum ersten Mal betonte er wie sehr er seinen Namen wertschätzte. Nirah entspannte sie sich etwas, bis er sich bewegte. Ihr Kopf ruckte nach oben und sie stierte ins Dunke. Dorthin wo ungefähr Notos' Augen sein mussten. Sie hörte sein Lächeln. Verfluchte ihn und nahm es im selben Moment zurück. Aus irgendeinem Grund sandte ihr Magen eine glühende Wärme in den Rest ihres Körpers.
"Das sind äh...gute Worte für diesen Anlass." lobte sie leise und schnaufte wenig später protestierend. "Dafür musst du dich nicht bedanken."
Stille.
Nicht schon wieder. Bevor sich das unangenehme Schweigen ein weiteres Mal ausbreiten konnte, spürte sie etwas auf ihrem Handrücken. Und es war nicht Notos. Ein pulsierender Stechen zuckte bis zu ihrem Handgelenk. Nirah schnappte nach Luft, mehr vor Schreck als durch den Schmerz. Zeitgleich mit Notos fuhr sie zusammen. "Sir Jasper!" zischte sie. Im Gegensatz zu dem Krieger. Sie lachte auch leise, ein erleichtertes, möglicherweise verzweifeltes Lachen. Und befreite eilig ihre Hände. "Au." gab sie von sich, schüttelte sie und rieb sie an ihrer Hose ab. Der Bann war gebrochen. Nirah schob ihre Beine unter sich hervor. sodass wieder mehr Blut hindurchfließen konnte und kurz darauf stand sie. Schwerfällig aber sie stand.
Sie tastete flüchtig nach Notos, erwischte irgendetwas. Seine Schulter, seinen Arm? Kurz verharrte sie - dachte definitiv nicht an etwas anderes, das ihr wortwörtlich eben aus den Händen geglitten war - und stupste ihn dann sanft. "Komm. Gehen wir schlafen." Nirah wandte sich ab, lief ein paar Schritte davon und fröstelte sofort. Mehr als vorsichtig arbeitete sie sich voran, versuchte nicht in ihren Unterschlupf hineinzufallen. Irgendwie brachte sie den Weg unbeschadet hinter sich. Drinnen schälte sie sich aus einem Teil ihrer Kleidung. Warf das Bündel an das andere Ende. Alles war nass vom Regen, darin konnte sie unmöglich schlafen. Sie versuchte alles loszuwerden, bis auf die unterste Schicht aus Leinenstoff. Wenigstens hatte sie zuvor schon ihre Decke und ein größeres Fell aus ihrem Gepäck gezogen.
Erst als Notos ihr nachkam wurde ihr richtig klar, wie eng es heute Nacht werden würde. Nun, sie würde sich daran gewöhnen müssen, oder? Eine Hütte für sich alleine, war purer Luxus gewesen. So etwas gab es auf Reisen nicht. Das war ihr klar. Und es war nicht das erste Mal. Dennoch... Sie hatte nicht wirklich eine Wahl. Dafür war sie zu müde. Es dauerte kurz, bis sie sich irgendwie sortiert hatten. Sie schwieg bis auf ein gelegentliches zustimmendes oder ablehnendes Murren. Schließlich saß Notos an die Wand gelehnt, dort wo das Dach etwas höher war. Und sie...hatte keine Ahnung wie in aller Welt sie so schlafen sollte. Sie konnte nicht auch sitzen, denn die Decke war stark abschüssig auf ihrer Seite. Gezwungenermaßen lag sie quasi direkt an Notos' Seite gepresst, steif wie ein Brett und trotzdem drückte ihr das Geröll immernoch in den Rücken. Sie gab auf. Zu schnell. Die Müdigkeit siegte."Ich muss ein bisschen..." kündigte sie an und rutschte bereits in seine Richtung, drehte sich umständlich auf die Seite, halb mit dem Bauch nach unten. Gestützt von ihren Armen, die sie noch davon abhielten auf Notos zu liegen. "Kannst du ein bisschen anders..."
Wie auch immer sie es schafften... Nirah wusste nur, dass ein Teil von ihr auf etwas Warmen, etwas weicherem - verglichen mit dem Boden - lag und dass es atmete. Dass es womöglich ...oder eher mit ziemlicher Sicherheit Notos sein musste. Als sie langsam wegdämmerte wich der letzte Rest Widerstand, ihr Kopf sank ergeben herab und sie nahm ihr Schicksal bereitwillig entgegen. Vergaß alles außer Gefühl von Geborgenheit, das sie wie eine Decke einwickelte.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 07.03.2024 20:02Notos hob den Blick, als er Nirahs Ausruf hörte. Die flackernden Flämmchen erhellten die Umgebung gerade genug, damit er ihren Ausdruck erkennen konnte. Sie strahlte vor Freude. Sofort wurden seine Züge weicher und mit dem Ansatz eines Lächelns drehte Notos den Kopf weg. Wenn das das letzte war, was er heute zu Gesicht bekommen sollte, dann würde er den Preis wohl gerne zahlen.
Aus dem Augenwinkel beobachtete er Nirahs weitere Vorbereitungen. Sah ihr schweigend zu, wie sie ein Bündel voller Pflänzchen in die Glut hielt. Deswegen benötigte sie also das Feuer. Bald machte sich ein Geruch breit, die ihn an Kräuter erinnerte, die Nirah während dem Heilprozess verbrannt hatte. Kaum war der Gedanke formuliert, ertönte neben ihm ein leises Niesen. Notos Mundwinkel zuckten nach oben. Jasper. Warum war der kleine Idiot auch näher gekommen, wenn ihm der intensive Duft so sehr in die Nase stach? Vermutlich fühlte er sich ausgeschlossen.
Notos? Sofort verlagerte er seine gesamte Aufmerksamkeit und wandte sich der leisen Stimme zu. Für einen Moment passierte nichts. Dann berührten kühle Finger seine Hand. Mehr noch, Nirah zog seine Hand zu ihr, ihre Finger mit den seinen verwoben. Notos blinzelte verdattert, hob fragend eine Braue hoch – eine Geste, die in der Dunkelheit unterging. Die dezente Verwirrung blieb. War das... ein Teil des Rituals, welches Nirah augenscheinlich vollführen wollte? Natürlich, das musste es wohl sein. Die Erklärung klang logisch, wurde nur bestärkt durch Nirahs nächsten gedämpften Aufforderung. Breitwillig reichte er ihr auch die zweite Hand, imitierte sie dabei ohne zu zögern und schob seine Finger zwischen ihre. Legte dann den Kopf schief. Was würde jetzt folgen?
Mit einem Mal begann Nirah zu sprechen. Er wagte es nicht sie zu unterbrechen, lauschte lediglich stumm ihren Worten. Heilkräuter, warme Tage... sie listete alles Gute auf, was in den letzten Tagen passiert war. Zumindest alles, wofür man der Natur danken konnte. War es das, worum es bei diesem Ritual ging? Dankbarkeit zeigen? Das kriegte er noch hin! Allerdings... was meinte sie mit „der Mutter Kraft für ihre Ruhephase schenken"?
Ein kaum wahrnehmbares Flattern von Flügeln ertönte. Anders als wenn Jasper sich zum Flug bereitmachte. Es klang eher, als würde er sich irritiert schütteln. Wie als wäre er nass geworden und würde nun vergebens versuchen, das Wasser aus dem Gefieder zu bekommen. Nirahs Worte hallten in seinem Kopf nach. Die Tagundnachtgleiche, Donnerschwinge. Spürst du es nicht? Frustriert verzog er das Gesicht. Nein, nein er spürte es nicht. Sein Partner hingegen schien irgendetwas auf jeden Fall wahrnehmen zu können. Nur er war dafür blind. Mal wieder. Wohl aus sturer Verbissenheit schloss Notos die Augen, achtete genaustens auf...alles. Doch außer dem Pulsieren seiner eigenen Energie spürte er nichts. Oder...hatte Nirah das sachte Kribbeln gemeint, dass sich von seinen Fingern aus über die gesamte Handfläche ausbreitete?
Er unterdrückte ein abfälliges Schnauben. Unsinn. Wunschdenken, wie es sein Mentor wohl verächtlich nennen würde. Das einzige, was er heute den ganzen Tag gespürt hatte, war höchstens die Unruhe, die sich unterschwellig in jedem seiner Schritte festgesetzt hatte. Dennoch... Notos behielt die Augen geschlossen und richtete innerlich ein paar Worte des Dankes aus. Für den Fluss und die Fische, die ihren Proviant heute aufgestockt haben. Für die Feuerbeeren, die Nirah ihm untergejubelt hatte und sie zum Lachen gebracht haben. Den See in ihrem Dorf an dem er einige... schöne Erinnerungen sammeln konnte.
Nach einer Weile – Notos konnte gar nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war – rührte sich Nirah plötzlich wieder. Für einen Moment dachte er, sie würde sich wieder von ihm lösen wollen. Stattdessen rutschte sie ein wenig näher. Er hatte Mühe, neben dem stetigen Prasseln des Regens ihre Worte zu hören. Die angehende Wächterin bestätigte seine Vermutung: es ging darum, Dankbarkeit zu zeigen. Er nickte bedächtig, wollte gerade zu der Frage ansetzen, was für weitere Bräuche normalerweise noch vollführt werden. Doch Nirah sprach weiter, ihre Worte kaum mehr als ein Wispern. Notos zuckte zusammen. Er war das, wofür sie dankbar war? Der ihr Hoffnung geschenkt hatte? Er hatte sich verhört, richtig? Zunehmend kroch Hitze in sein Gesicht, brachte seine Wangen zum Glühen. Seine Augen weiteten sich, dann senkte er augenblicklich den Kopf. War das Feuer wirklich aus? Er hatte das Gefühl, die Flammen würden direkt unter ihren Händen tanzen.
Sie ist müde und erschöpft, ermahnte er sich sofort streng, versuchte vergebens, das freudige Flackern in seinem Magen zu löschen. Vor ein paar Stunden hatte sie ihm noch mitgeteilt, dass es schwierig war, ihm zu vertrauen und sie ihm nur aus Zwang gefolgt war und nun das? Sie war froh um das Wächter-Zeichen, das mit seiner Ankunft einherging. Nichts aber was mit ihm persönlich zu tun hatte. Es würde nichts bringen, sich was Anderes einzureden. Morgen würde ihre Antwort wieder ganz anders aussehen. Die hoffnungsvolle Wärme ließ sich jedoch nicht mehr aus seinem Körper vertreiben.
Ein Moment verstrich. Dann ein weiterer. Aber niemand von ihnen wagte es zu sprechen. Notos spürte zunehmend, wie verkrampft Nirahs Finger waren. Er sollte etwas sagen. Nur was? Alle seine Gedanken schienen ins Leere zu laufen. Was war nochmal der Anlass gewesen. Dankbarkeit, richtig?
Notos richtete sich etwas auf. Räusperte sich verhalten. „Ich...bin dankbar für meine Freude und alle Personen, die mir nahestehen", fing er bedächtig an. „Die immer an meiner Seite geblieben sind und mir den rechten Weg weisen. Mich dazu ermutigen, über meine Grenzen hinauszugehen und an Herausforderungen zu wachsen. Die mich das Leben zu lieben lehren, auf mich aufpassen und sich immer um mich kümmern. Die Personen, die mir es erlauben, meinen Namen mit Stolz tragen zu dürfen."
Ohne es zu bemerken, war Notos in ein seliges Schmunzeln verfallen. Seine Haltung hatte sich gelockert, spiegelte offen die Gefühle wider, die er gerade verkündet hatte. Dann fuhr er fort. „Ich hoffe, sie wissen, wie viel sie mir bedeuten. Und falls sie es noch nicht wissen..." Sanft drückte er Nirahs Hand, zog sie ein wenig mehr zu sich. „Dann hoffe ich, dass sie es bald lernen. Und mit etwas Glück vielleicht meinen Standpunkt auch teilen."
Lächelnd sah er in die Dunkelheit, wo er unscharf die Konturen der Heilerin erahnte. „Ich danke dir, dass du mir einen Einblick in deine Welt geben konntest. Ich hoffe, du wirst es weiterhin tun, solange du mich noch begleitest." Er senkte wieder den Kopf. Blieb ruhig sitzen ohne Nirah loszulassen – bis er das Gewicht von zwei Pfoten auf ihren Händen spürte. Er konnte kaum ein mahnendes „Jasper" von sich geben, da schoss bereits ein übermütiges Kribbeln durch seine Haut. Sanfter, als er es gewohnt war. Notos zuckte dennoch überrascht zusammen, ehe er in ein gutmütiges, kleines Lachen verfiel. „Ja, wir lieben dich auch."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 06.03.2024 09:44Nach kurzem Zögern, folgte Notos ihrer Aufforderung und setzte sich brav auf die eine Seite ihrer winzigen Ritualstätte. Nicht ganz, ohne Fragen zu stellen. Aber immerhin. "Die Tagundnachtgleiche, Donnerschwinge. Spürst du es nicht? Die anderen haben schon angefangen." erklärte sie knapp. "Tut mir leid. Normalerweise ist es ein richtiges Fest und wir werden improvisieren müssen und das ist nicht dasselbe... Aber wir sollten es trotzdem feiern. Oder?" Inzwischen saß Nirah ihrem Begleiter gegenüber. Dunkelheit hüllte sie ein, als das Licht seiner Klinge verschlosch. Dafür glühte etwas anderes auf. Nirah rieb sich die Augen. Feuer tanzte sanft auf Notos' Fingern. Bevor sie etwas sagen konnte, stieg ihr der Geruch von Rauch in die Nase. Das Häufchen brannte nicht. Natürlich nicht. Es mochte noch nicht stark regnen und hier unter dem Blätterdach spürte man es wenig, aber der Boden war feucht und damit auch das bisschen Holz was sie hatte auftreiben können.
"Es geht bestimmt auch..." setzte sie gedämpft an. Doch Notos unterbrach sie. Wie, sie sollte nichts sagen?
Eine Flamme schoss empor und tauchte für einen Moment Notos' Gesicht in ein warmes Licht. Er presste seine Lippen aufeinander und blickte beinahe grimmig nach unten. Die Rindenstücke knackten sanft als sie das Feuer endlich annahmen. Nirah strahlte. "Du hast es hinbekommen!" Wunderbar! Im Dorf gab es immer ein Feuer. Die Leute tanzten darum, redeten und tranken. Das konnte sie nicht ersetzen. Sie kramte in ihrer Gürteltasche und zog ein Fläschchen heraus, wiegte es in der Hand bevor sie es auf dem Stein platzierte. Ersetzen konnte sie es nicht, dann musste eben ein Symbol reichen. Bevor das Feuer Gefahr lief zu erlöschen, nahm Nirah einen Bündel der Pflanzen und hielt es in die Flammen. Es dauerte etwas länger bis die Spitzen glühten, denn zuerst qualmte auch das nur. Dann fraß sich eine hellorangene Spur in das Bündel und arbeitete sich behäbig voran. Ein Hauch von würzigem Duft erfüllte die erdige Luft. Sie legte das Räucherwerk auf den Stein inmitten der Beeren und Heilkräuter, die sie vorhin gesammelt hatte.
"Notos?" Suchend tastete sie nach ihm, bis sie fand wonach sie suchte. Sie schob ihre Finger zögernd zwischen seine. Hielt seine Hand fest, welche sie sacht näher zu sich zog. "Die andere auch." räusperte sie sich leise und streckte ihren anderen Arm aus. So sehr sie es versuchte, nicht allzu viel darüber nachzudenken - wer ihr gegenüber saß und dass dies hier sich deutlich persönlicher anfühlte als es sollte - sie scheiterte kläglich. Seine Hände wärmten ihre, dämpften das leichte Zittern. Nirah holte tief Luft, versuchte die richtigen Worte zu finden. Erst zurückhaltend, dann mit mehr Überzeugung in der Stimme.
Weißhaar wäre stolz auf sie. "Ab heute werden die Tage kürzer und das Leben für uns wird härter. Unsere Mutter hat uns beschenkt, damit wir gewappnet sind für das was kommt. Wir dürfen ihre Gaben für uns nutzen." Nirah lenkte ihren Blick auf den schwach beschienenen Stein. "Die Beeren, die wir auf Reisen gegessen haben. Die Pflanzen, die mir geholfen haben dein Fieber zu heilen. Mein Bein zu heilen. Die Sonne und die Wärme am Tag und in der Nacht, sodass wir nicht frieren mussten. Aber wir sollten uns auch klar sein, dass dies nicht selbstverständlich ist. Deshalb bedanken wir uns heute Abend. Wir geben das was wir genommen haben zurück und schenken unserer Mutter Kraft für ihre Ruhephase." Wie eine Decke legte sich bereits die gesammelte Energie der Dörfer über den Wald. Nirah schloss die Augen, um sich daran zu beteiligen. Viel konnte sie allein nicht ausrichten, aber sie wollte ihren Teil leisten. Das Gleichgewicht zu wahren. Sie nahm sich die Zeit, fasste und lenkte die flackernden Stränge. Fügte sie dem Netz hinzu, welches Bäume, Sträucher und Tiere vor dem Tod bewahren sollte.
Bald schon nahm der Strom ab, die Rituale der Dörfer endeten. Auch Nirah öffnete wieder die Augen und mit einem Mal wurde ihr wieder bewusst, dass Notos ihr gegenüber saß und dass sie ihre Hände ineinander ruhten. Ihre Finger zuckten. Kurz versuchte sie sich zu befreien, doch sie hielt inne. Sie fasste ihn wieder fester, drückte sanft, rutschte ein Stück näher um den Stein herum. "Das war der offizielle Teil. Das Ritual." flüsterte sie. Sie legte ihr verschränkten Hände locker auf ihre Knie. "Wir haben noch andere Bräuche, aber ich habe nicht wirklich die Möglichkeit sie nachzubilden. Eigentlich geht es darum auf die Zeit seit dem Frühling zurückzublicken und sich klar zu werden, was alles gut war, was man erreicht hat und wofür man nach alles dankbar ist und die Gedanken ins Feuer zu geben. Aber äh...das Feuer ist sowieso aus. Also machen wir es so." Sie hüstelte. Schwieg. Senkte den Kopf.
Wispernd formte sie ihre Gedanken in Worte. "Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe. Dass du mit mir gekommen bist. Und dass du deine Verletzung überlebt hast. Ich weiß nicht wieso, aber du hast mir wieder ... eine Richtung gegeben. Hoffnung. Ein Zeichen. Ich bin auch froh, dass ich dich jetzt wieder gefunden habe und dass du mich mitgehen lässt, damit ich dem Zeichen folgen kann. Aber..." Ihre Finger verkrampften sich. "Ich denke ich bin froh, dass äh...du es bist." Es klang mehr wie eine tonlose Frage. Nirah schnappte nach Luft. Hatte sie das wirklich gesagt? Wieso hatte sie das gesagt? Bohrte sie ihre Nägel zu sehr in Notos' Haut? Was sollte sie tun? Sie blieb wie erstarrt sitzen.
Möge das Chaos mit uns sein!
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