The Headwinds - Handlung
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 06.04.2025 09:25Notos wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit Perrine die Tür geöffnet und ihn entlassen hatte. Er folgte ihr schweigend, während sie sich einen Weg durch die Heilerhütte bahnte. Dann hob sie die Hand, wohl um eine Tür aufzustoßen – und hielt inne. „Donnerschwinge. Ein kleiner Rat."
Er hob leicht den Kopf.
„Vielleicht erzählst du besser niemanden, was du mir verraten hast."
Notos schwieg weiterhin, doch das schien Perrine nicht zu stören. Sie schien wieder in ihrer eigenen Gedankenwelt zu sein. „Deine alleinige Existenz könnte das Weltbild so vieler ins Wanken bringen. Es ist unglaublich faszinierend. " Dann schnaubte sie spottend. „Aber die wenigsten Leute hier verkraften Neues gut. Insbesondere die Köpfe der Wächter würden das wohl nicht aushalten." Notos konnte die Genervtheit in ihren Worten hörten. Vermutlich sprach sie aus Erfahrung? Es war ihm egal.
Er stieg nicht in ihr Lächeln ein. „Kann ich jetzt gehen?" Perrine schien ihn zu mustern, bevor sie nickte und das Knarren der Holztür zu seinen Ohren drang.
Seine Schritte waren unsicher, als er nach draußen trat. Doch er achtete nicht wirklich darauf, wohin er ging. Seine Beine führten ihn automatisch vorwärts, während sein Kopf noch immer in dem Raum zurückhing, aus dem er eben entkommen war.
„Nun? Warum sagst du nichts?
„Ich dachte, ich soll sagen, wenn ich eine Wirkung spüre."
„...Du spürst nichts? Rein gar nichts?"
„Notos!"
Etwas grub sich in seinen Arm. Kay. Ihre Stimme war fest, nicht zornig, aber entschlossen. „Was soll das? Ich habe dich gerufen. Mehrmals. Hast du das nicht gehört?"
Notos blinzelte, drehte den Kopf in ihre Richtung. Kay schnaufte leise, als hätte er allein mit dieser Geste ihre Geduld strapaziert. „Erst rauscht Nirah an mir vorbei, jetzt lässt du mich fast stehen. Warum sagt mir niemand, was los..." Plötzlich brach sie ab. Der Druck auf seinem Arm verschwand etwas.
„Notos? Ist alles in Ordnung?" Kays Stimme klang nun deutlich weicher. Besorgt. Aber etwas in der Tonlage, in der Art, wie Aufgebrachtheit zu warmer Sorge wechselte, war vertraut. Zu vertraut.
Sein Herz schlug plötzlich schneller. Seiner Aura bäumte sich für einen flüchtigen Moment auf, bevor er jegliche Regung wieder gewaltsam niederrang. Er musste weg. Sofort.
Notos zwang sich zu einem Lächeln. „Kay...ich bräuchte deine Hilfe."
Der Wald war still.
Kay ging voraus, langsam, so, dass er sich an ihrem Schritt orientieren konnte. Ab und zu hörte er, wie sie Luft holte, als wollte sie etwas sagen, doch dann verwarf sie es wieder. Sie hatte seit geraumer Zeit aufgegeben, Fragen zu stellen. Notos war dankbar dafür. Er konnte es ja jetzt schon kaum ertragen, wie sie sich immer wieder zu ihm umdrehte, um ihn verstohlen zu mustern. Die Stille bot jedoch Nährboden für andere Gedanken...
„Da sind Edelsteine drinnen!?" Ihre Finger waren kaum einen Fingerbreit über seiner Haut geschwebt. Sie hatte vor Neugier beinahe vibriert. Es hatte ihn nur noch mehr in sich zusammensinken lassen.
„Sie verstärken den Magiestrom", hatte er mit belegter Stimme gesagt.
„Nein. Sie brechen den Magiestrom. Ich habe so etwas nie gesehen."
Notos schob einen Fuß vor den anderen. Konzentrierte sich auf das Knirschen unter seinen Stiefeln, das Rauschen der Blätter, den Rhythmus von Kay's Gang. Es half nicht.
„Was hast du nochmal gesagt, wo du herkommst?"
„Ich... ich habe es nicht gesagt."
Perrine schnaubte leise.
Ein Rascheln ertönte, dass nicht zu den bisherigen Geräuschen passte. Es wirkte...fehl am Platz. Wie jemand, der nicht hier sein dürfte.
Er spürte ein vertrautes Gewicht auf seinen Schultern. Die Stromschläge, die folgten, waren einen kleinen Tick zu schnell. Zu hektisch. Freund in Ordnung?
Notos stoppte. „Ich danke dir Kay. Ich komme ab hier selbst klar." Sie waren sowieso fast am Fluss angekommen.
Kay, die zuvor vor Jasper zurückgewichen war, schreckte nun noch mehr auf. „Was, aber..."
„Kay", unterbrach er sie leise.
Die Kriegerschülerin begann zu zittern. „Ich lasse dich hier sicherlich nicht allein! Nicht so. Außerdem..."
„Kay!", fuhr er sie scharf an, wich dabei zurück. Sein Ton schlug in Verzweiflung um. „Ich will dich nicht..." Er brach ab. Schüttelte den Kopf. „Bitte."
Kay holte tief Luft. Zögerte. Dann wandte sie sich ab, ihre Stimme klang gepresst. „Ich hole dich spätestens, wenn es dunkel wird." Sie warf ihm einen letzten prüfenden Blick zu – dann verschwand sie im Dickicht.
Notos atmete langsam aus, wartete, bis ihre Schritte verklungen waren. Dann stampfte er weiter Richtung des leisen Rauschens von Wasser.
Freund in Ordnung? Die elektrischen Impulse kamen nun hart und nachdrücklich.
Seine Hand wanderte zur Schwertscheide. „Jasper. An dem Tag, als wir abgestürzt sind... du meintest, wir sind in einen Sturm geraten."
Stille.
Dann ein vorsichtiges Ja.
Notos Miene verzog sich. Ein Sturm, wiederholte er innerlich. Kein gewöhnlicher. Dann sog er tief die Luft ein und schritt voran. Kaltes Wasser schloss sich um seine Füße, kroch seine Beine hinauf. Es hatte fast etwas beruhigendes an sich. Fast.
...Warum hörte seine Aura dann nicht auf zu zittern?
Er hob das Schwert. Führte die erste Technik aus. Dann die zweite. Und noch eine. Doch jeder Schwung war zu schnell. Zu hart. Das Flackern seiner Aura wurde stärker. Sein Atem ging schneller. Notos presste die Lippen zusammen. Reiß dich zusammen.
Er versuchte, sich zu konzentrieren. Auf die Klinge. Die Haltung. Die Atmung. Stattdessen hallte nur Perrines Stimme in seinem Kopf wider, als er ihr versucht hatte, alles zu erklären.
„Donnerschwinge... ich habe noch nie von all dem gehört."
Sie hatte es nicht spöttisch gesagt. Auch nicht belehrend. Nur... aufrichtig. Ehrlich verwirrt. Und das war das Schlimmste daran gewesen.
Ein eisiger Hauch zog ihm den Rücken hinauf. Sein Griff um das Schwert verhärtete sich. Wenn er nicht mehr über dem Wolkenmeer war....wo war er dann? Energie wallte in seinem Körper auf. Jasper murrte besorgt – und flatterte erschrocken hoch, als der erste Blitz die Klinge einhüllte. Ein zweiter folgte, wilder, zorniger. Sein Schwert bebte in seiner Hand, als er sie mit einem Aufschrei sie durchs Wasser fahren ließ. Tropfen stoben in alle Richtungen.
Ich sollte nicht hier sein, fuhr es ihm durch den Kopf. Er sollte bei seiner Familie sein. Bei seinen Freunden. Zuhause.
Der letzte Rest Kontrolle verließ ihn. Er riss das Schwert erneut in die Höhe. Es glühte, vibrierte, vor aufgestauter Energie – und er schleuderte diese mit einem einzigen, harten Ruck in den Himmel.
Donner hallte durch den Wald.
Notos stand allein im Fluss.
Er keuchte.
Sein ganzer Körper bebte.
Zitternd holte er tief Luft. Dann hob er wieder sein Schwert.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 30.03.2025 23:24Warum konnte Notos nicht einmal das tun, was man von ihm erwartete? Nirah richtete ihren scharfen Blick auf ihn, nachdem er geflissentlich ihre Aufforderung ignoriert hatte und nach einem Fenster fragte. Es dauerte einen Moment, bis ihr die Bedeutung dessen bewusst wurde.
"Das ist nicht dein Ernst, Donnerschwinge" stieß sie hervor. Ruckartig stieß sie sich ab und stapfte auf Notos zu. "Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für so einen Unsinn. Ich will das einfach nur noch hinter mich bringen, verstanden?" Sie zerrte erneut an seinem Hemd, doch im Vergleich zu vorher mit mehr Entschlossenheit und Nachdruck. "Komm schon, weg damit. Und wehe du fässt mich noch einmal an" warnte sie ihn vor einer Aktion, wie die beim ersten Versuch. Danach schwieg sie eisern.
Sobald es ihr möglich war, inspizierte sie gründlich die alte Wunde an seiner Seite und hielt Ausschau nach irgendeiner Art von neuer Blessur. Dabei berührte sie Notos so wenig wie möglich, sah ihm nicht mehr ins Gesicht und blieb auch sonst auf Abstand. Ein paar blaue Flecken, nichts weiter. Es ist nicht einmal die ganze Aufregung wert. Aber er zittert.
Glücklicherweise musste sie nicht herausfinden wie sie die unangenehme Stille noch länger ertragen sollte, denn Perrine war schnell zurück. Sie bekam kaum die Tür auf, da sie in ihren Armen eine vollgepackte flache Kiste trug. Darin befanden sich etliche Flaschen und Gefäße, die bei jedem von Perrines Schritten klirrten.
"Wie sieht es aus?" fragte Perrine ächzend, während sie den Kram herein trug und dann auf dem Tisch ablud. "Er ist nicht ernsthaft verletzt, würde ich sagen." Nirah stand unbeholfen neben Notos. "Wunderbar!" kam es von Perrine, die sich tief über ihre Medizin beugte. "Und jetzt raus. Nicht du. Nur Nirah."
Nirah starrte sie an. "Aber..."
"Du hast mich gehört. Raus hier. Ich muss arbeiten."
Zögerlich drehte Nirah sich zum Ausgang. Doch bevor sie ging stupste sie Notos grob an. "Sie eine Heilerin. Stell dich nicht so an, ja?" raunte sie ihm leise zu. Obwohl ihre Worte hart klangen, war ihre Stimme es nicht. Anschließend flüchtete Nirah aus dem Heilerquartier.
Zu ihrer Überraschung rannte sie beinahe in Kay hinein, die anscheinend gelangweilt draußen gewartet hatte. Kay sagte irgendetwas. Nirah hörte ihr nicht zu und eilte an ihr vorbei. Weg, einfach weg. Irgendwohin wo sie allein sein und ihr Gesicht in etwas Weiches drücken konnte.
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Perrine näherte sich verkniffen lächelnd ihrem Patienten, eine ihrer Mixturen triumphierend in der Hand haltend. "Hier, trink das." wies sie Notos Donnerschwinge an. "Keine Sorge, es schadet dir nicht. Aber bitte verschütte es nicht. Dieser Trank ist recht wertvoll. Sag mir, sobald du eine Wirkung spürst."
Sie sog hörbar die Luft ein, als sie die Tätowierungen, die über den Oberkörper des Kriegers verteilt waren, aus der Nähe betrachten konnte. Genau wusste sie nicht, was sie erwartet hatte zu sehen. Aber nicht das.
"Donnerschwinge, richtig? Mein Lieber, wir müssen reden."
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 16.03.2025 09:29Falls Perrine über den Kampf urteilte, sagte sie nichts. Kein Stirnrunzeln, keine skeptischen Bemerkungen, lediglich der Ausgang interessierte sie milde. Nein, ihr wahrer Fokus lag auf etwas ganz anderem.
Seine Blindheit.
Er presste sich ein Stück fester gegen die Wand. Seit Jahren hatte niemand mehr ein derartiges Interesse dafür gehegt. Er mochte es nicht. Aber was sollte er schon tun? Nirah erzählte alles darüber, während er nur hilflos hier sitzen konnte und es über sich ergehen lassen musste. Er schnaubte leise, als sie von seinem Sehen – oder Nicht-Sehen – erzählte, als wäre das ihre eigene Geschichte. Hatte er das Recht wütend auf sie zu sein? Vermutlich nicht. Sie machte ja nur ihre Arbeit.
Dennoch seufzte er erleichtert, als sie von Nirah abließ – nur um im nächsten Moment zu erstarren, als er merkte, dass sie ihn als nächstes ins Visier nahm.
Verdammt.
Perrine kam ihm bedrohlich nahe, testete anscheinend ein paar Theorien, ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren, was sie tat oder wonach sie suchte. Notos ließ es geschehen, auch wenn er am liebsten ihre Hand weggeschlagen hätte, als sie vor seinem Gesicht herumwedelte.
Dann spürte er ihre Finger an seinem Kinn.
Instinktiv spannte sich sein ganzer Körper an und er versuchte zurückzuweichen. Doch Perrine gab ihm keine Chance. Warum taten das die Heiler hier so gerne?! Erst Nirah, jetzt Perrine... langsam fragte er sich, ob das eine Art von ungeschriebenem Gesetz war. Ein Patient ist kein Patient, wenn man ihm nicht mindestens einmal ins Gesicht gefasst hat?
Notos' Atem ging flacher. Er hielt still, wenn auch nur mit Mühe. Ihr Gesicht war ihm viel zu nah und als ihre Aura tastend über seinen Körper strich, schauderte er unwillkürlich.
Geduld. Halte es aus., hallte die Stimme seines Mentors in seinem Kopf wider.
Eine zweite Stimme drängte ihn ebenfalls dazu. Allerdings aus einem anderen Grund. Lass sie machen. Solange sie sich auf dich konzentriert, bleibt sie immerhin Nirah fern.
Endlich ließ Perrine von ihm ab. Notos rieb sich das leicht schmerzende Kinn und grummelte etwas Unverständliches, als sie ihm befahl, sein Hemd auszuziehen. Warum auch ausgerechnet nun sein Rücken sie interessierte. Da war nichts, außer...
Dann hörte er es. Ein leises Klicken. Sein Kopf fuhr ruckartig hoch. ...Sie hatte die verdammte Tür abgeschlossen? Ernsthaft?
Etwas Kaltes breitete sich in seinem Magen aus. Er kannte das. Nicht die Situation selbst – nein, es war die Art, wie sein Körper reagierte. Der leichte Druck in der Brust, die aufkeimende Unruhe, das Bedürfnis, sofort aufzustehen, ohne zu wissen, wohin.
Langsam drehte er den Kopf in Nirahs Richtung, als er aus ihrer Richtung eine Anweisung vernahm. Eine Anweisung, die er wieder geflissentlich ignorierte. Stattdessen hob er beinahe zaghaft den Kopf, versuchte den Anflug eines Zitterns in seiner Stimme zu unterdrücken.
„Nirah... gibt es in diesem Raum ein Fenster?", gab er gepresst von sich. Unruhig drückte er seine Finger fester in die Patienenliege. „Ein möglichst großes bestenfalls?"
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 16.03.2025 01:38Nirah starrte zu Boden, als sie Perrine erzählte wie Notos gegen Hal gekämpft und einen heftigen Schlag abbekommen hatte - der eigentliche Grund wieso er hier war. Allerdings schien die Heilerin mehr an Notos' Augen als an seinen Prellungen interessiert zu sein.
"Er hat in diesem Zustand gekämpft?" fragte Perrine mit einem Eifer, den sie sonst nur für ihre Fläschchen aufbrachte. Nirah nickte stumm. "Und gewonnen?" Sie nickte wieder und spürte regelrecht Notos' brennenden Blick auf ihr. Der Streit hing noch in der Luft und mit ihm der Grund warum er nicht beendet worden war. Sie wollte alles außer darüber nachdenken, doch Perrine stand ihrer Flucht im Weg. Also presste Nirah sich an den kleinen Schrank hinter ihr und wünschte sie könnte verschwinden.
"Ist seine Blindheit wirklich nicht heilbar? Hast du es versucht? Wie ist es gelaufen" Perrine kam näher, drängend, fordernd. Dieses Mal schüttelte Nirah zögerlich den Kopf. die nun zögerlich den Kopf schüttelte. "Ich glaube es ist nicht vollständig heilbar." murmelte Nirah leise, bevor Perrine sie ermahnen konnte. "Aber... Er ist nicht komplett blind und es ist nicht dauerhaft-"
"Faszinierend!"
"... es tritt plötzlich auf und verschwindet wieder nach einer Weile. Ich habe bisher nicht durchschauen können wann und warum. Also vielleicht kann man sie-"
"Verhindern. Verkürzen. Aufheben. Vielleicht sogar gezielt auslösen." Perrine strahlte. Beeinflussen, wollte ich sagen. Endlich ließ sie von Nirah ab, die erleichtert aufatmete. Dafür wandte sie sich jetzt Notos zu. Nirah wagte einen Blick nach oben, überlegte, ob sie sich schnell an Perrine vorbei drängen und gehen konnte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
Perrine stand inzwischen direkt vor Notos und musterte ihn wie ein spannendes Forschungsobjekt. Was vermutlich für sie auch war. Sie wedelte vor seinem Gesicht herum, fasste ihn grob am Kinn und zwang ihn nach oben zu schauen, beugte sich dann so dicht über ihn, dass es selbst Nirah unangenehm war. Eine Weile veharrte sie wie eingefroren, dann wurden ihre Augen schmal, bevor sie einen Schritt zurück machte.
"Faszinierend." wiederholte Perrine. "Wie heißt der Patient nochmal?"
"Notos Donnerschwinge." antwortete Nirah prompt. Sie fühlte sich wie damals, als sie ihre Ausbildung zur Wächterin angefangen hatte und es behagte ihr nicht.
"Notos Donnerschwinge, du wirst dein Hemd ausziehen und ein braver Patient sein, während ich ein paar Sachen hole. Ich muss mir deinen Rücken ansehen." befahl sie mit süßlicher Stimme. "Aber Hal hat ihn an der Seite-"
"Dann solltest du dir das vielleicht mal ansehen, statt dich auf ihn zu werfen, nicht? Bin gleich wieder da."
Erwischt, wollte ich sagen.
Perrine stürmte aus dem Raum und ließ Nirah irritiert und hilflos zurück. Ein verdächtiges klickendes Geräusch erklang von der anderen Seite der Tür. Mit zusammengebissenen Zähnen brachte sie schließlich heraus: "Tu was sie sagt. Ich schaue es mir an."
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 02.02.2025 22:37Notos hätte es wissen müssen.
Er hätte es spüren müssen, lange bevor Nirah panisch nach ihm griff. Ihre Finger gruben sich mit einer Verzweiflung in seine Schultern, die ihn augenblicklich aufmerken ließ. Ihr Körper war wie erstarrt, ihre Atmung flach und stoßweise. Alles davon war Warnung genug. Verdammt, warum hatte er es nicht kommen sehen?
„Nirah?". Notos versuchte nach ihr zu greifen, sie zu beruhigen wie er es gestern Abend auch getan hatte – und haderte. Er wusste, dass sie nicht wollte, dass er sie einfach beruhigte, nicht ohne ihre Erlaubnis. Er verzog die Miene. Aber er konnte auch nicht nichts tun. Nicht, wenn sie so verzweifelt war.
Vorsichtig streckte er seine Aura nach der ihren aus – nicht, um sie zu beeinflussen. Nur um zu verstehen. Ein Hauch dessen zu sehen, was sie so in Panik versetzte.
Doch kaum tippte er an die Oberfläche ihrer Aura, schwappte sie über ihn hinweg wie eine Flutwelle.
Es riss ihn mit.
Ein unbändiger Fluchtinstinkt schoss durch seine Brust, als hätte jemand den Boden unter seinen Füßen aufgerissen. Ein Gedanke hämmerte in seinem Kopf, vibrierte in seinem ganzen Körper, übertönte alles andere.
Weg, weg, weg.
Wenn er gestanden hätte, hätte es ihn glatt in die Knie gezwungen. Notos sog scharf die Luft ein, hielt dagegen an, richtete seine eigenen Gefühle wie einen schützenden Wall vor sich auf. Nein. Nicht weglaufen. Ich bleib hier.
Die erste Flut an Gefühlen ebbte ab, ließ ihn endlich genauer spüren, was vor sich ging – und Notos stockte. Er hatte Nirahs Feuer schon in den unterschiedlichsten Gefühlen getränkt gesehen. In intensiv hellem, hitzigem Zorn, dunkelrot gedämpft in Frust und Trauer sowie Entschlossenheit, im strahlenden Gold von Bernsteinen. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal fauchten und züngelten die Flammen unkontrolliert in den wildesten Mustern, bäumten sich auf und flackerten – als stünde sie kurz davor, an ihrem eigenen Feuer zu vergehen.
Notos schluckte befangen. Erneut versuchte er seine Aura auszustrecken. Er machte sich drauf gefasst, von sengender Hitze getroffen zu werden – stattdessen spürte er nur ein unstetes Glimmen, flackernde Energie, die mehr zitterte als brannte. Nichts hiervon wirkte feindselig, sondern mehr... verloren. Als suche sie nach Halt.
Nun spürte er es doch. Die verzehrenden Flammen. Allerdings loderte es in ihm selbst auf. Das brennende Verlangen, sie ihn den Arm zu nehmen und nicht mehr loszulassen. Also tat er das. Nicht mit Worten, nicht mit Berührungen – sondern, indem er seine Gefühle zu ihr zurückschickte.
Ich bin hier. Ich bleibe hier. Solange du es zulässt.
Er hatte vieles erwartet. Abwehr. Dass sie sich losreißen würde. Sie ihn nichtmal wahrnahm. Aber nicht, dass ihre wärmenden Flammen sich zögerlich an ihn lehnten – als wäre er nicht die Gefahr, sondern die sichere Zuflucht.
Sein Brustkorb hob sich, als er sich selbst sprechen hörte, ohne wirklich darüber nachzudenken. „Nirah, atme."
Er machte es ihr vor. Tief ein, langsam aus. Und wartete. Wartete darauf, dass ihr Körper sich daran erinnerte. Nach einer Weile wurde ihr hektisches Atmen schwächer. Ging über in ein leises Wimmern. Noch immer fühlte er ihre Finger, die sich fest in sein Hemd vergraben hatten. Notos zögerte. Er wollte ihr eine Hand auf den Rücken legen, sie an sich drücken. Ein wenig Halt, doch –
Ihr seid nicht sonderlich weit gekommen.
Nirahs gesamte Aura zuckte zusammen. Blitzschnell fuhr sie hoch, stieß sich von ihm ab und wirkte für einen Moment wie Jasper, wenn er auf frischer Tat ertappt worden war. Notos spürte den Verlust ihrer Nähe fast sofort – nicht nur körperlich, sondern vor allem in dem abrupten Aufriss in der Aura, die sich vorher an seine geschmiegt hatte.
Notos schloss für einen Moment leise stöhnend die Augen. Sein Kopf dröhnte immer noch von der Flut ihrer Gefühle. Mehr gedämpft nahm er den Rest des Gesprächs wahr. Ich muss... gehen. Nirah klang atemlos.
Nein. Du wolltest, dass ich ihn mir anschaue, und was ihr hier getrieben habt, interessiert mich nicht. Es ist dein Patient. Berichte.
Das Flackern wurde wilder. Das war sein Zeichen.
„Ich—", begann er.
„Nein." Perrine schnitt ihm sofort das Wort ab. „Sie soll Bericht erstatten, nicht du."
NIrah gab keinen Ton von sich.
Notos runzelte genervt die Stirn. „Es gibt keinen Grund Bericht zu erstatten. Das einzige, was bei mir falsch ist, ist meine Blindheit. ".
Stille. Dieses Mal unterbrach ihn Perrine nicht unterbrach. Stattdessen wirbelte ihre Aura neugierig auf und er spürte ihren durchdringenden Blick auf sich. „Du bist ein blinder Krieger?"
Notos nickte, schob sich bereits nach oben. „Und meine Blindheit kann man nicht heilen. Also kann ich genauso gut gehen."
Er machte einen Schritt nach vorne. Und verharrte.
...Verdammt. Er war blind.
Er konnte die Tür nicht sehen. Konnte nicht einmal sicher sein, dass er in die richtige Richtung ging, geschweige denn, was ihm im Weg stand.
Perrines Lächeln war so hörbar, dass es ihn innerlich zusammenzucken ließ. „Ah, du verstehst. Wunderbar. Jetzt setz dich wieder."
Notos haderte, ließ sich dann aber seufzend wieder sinken. Ein wenig verfluchte er die Frau.
Und als wäre das nicht genug, hörte er, wie Nirah zu berichten begann – über den Kampf, über Hal. Und darüber, dass Notos mindestens einen Schlag abbekommen hatte. Sein Blick zu ihr war vernichtend. Verräterin. Nein, wisperte ihm eine innere Stimme zu. Heilerin. Er presste die Lippen aufeinander.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 02.02.2025 02:38"Es ist mir egal, ob Hal mir verbietet mitzugehen!" betonte Nirah inmitten des Wortgefechts. "Ich will nicht in diesen verfluchten Jagdtrupp!"
Und ihm sollte es ebenfalls egal sein. Notos verstand es einfach nicht. Egal wie unfair das Verbot war, niemand hatte ihn gebeten, sich darum zu kümmern. Sie konnte ihre eigenen Kämpfe ausfechten. Sie brauchte keinen Notos, der sich für sie einsetzte. Wenn es ihm um sie gegangen wäre, dann hätte er wenigstens gefragt. Sollte er es doch für Kay machen oder für sich selbst. Aber nicht für sie.
Er verstand auch nicht, dass es eine Sache war, jemanden in einem Kampf schützen zu wollen, eine ganz andere jedoch, einem kompletten Dorf zu verkünden, wie ernst man es damit meinte, Noch dazu grundlos und völlig übertrieben.
"Niemand stirbt, verstanden?" fauchte sie gereizt. "Keiner von uns war in Gefahr oder in einem Kampf. Nur du."
Mal davon abgesehen, dass niemand für sie den Kopf hinhalten und möglicherweise dabei sein eigenes Leben riskieren durfte. Niemand. Notos am allerwenigsten. Er hatte kein Recht dazu, sich so zu verhalten.
Jeder ihrer Muskeln war angespannt, obwohl der Kampf um die Weste zum Erliegen gekommen war und sie sich nur regungslos auf Notos stützte. Wie kam er bloß darauf, dass nichts an ihm sie interessierte?
Sie hätte gerne mehr über seine seltsame Magie, die bunten Tätowierungen und seinen gefiederten Begleiter gelernt.
Darüber, woher seine Blindheit kam und wieso er trotzdem immer genau wusste, wo sie war.
Wie genau er es gestern geschafft hatte, sie in einen so ruhigen Zustand zu versetzen, dass sie keinen Gedanken an seine unmittelbare Nähe verschwendet hatte.
Er hatte ihr auch nie erzählt, was ihn so durcheinander bringen konnte. Ihn, der sonst alles mit einem schrägen Lächeln oder pathetischem Ernst hinnahm.
"Mich interessiert, wohin wir gehen." erwiderte Nirah gepresst.
Plötzlich verschwand der Halt, den Notos ihr gegeben hatte. Der Boden unter ihren Füßen entglitt. Mit einem erschrockenen Laut landete sie auf Notos und wurde sofort von seiner Wärme umhüllt.
Nirahs Herz begann zu rasen. War es überhaupt ihr eigenes? Das Pochen von Notos' Herzschlag direkt unter ihr machte eine Unterscheidung unmöglich. In ihren Ohren erklang ein Rauschen. Es verzerrte seine Worte, die dumpf durch seine Brust dröhnten.
Wieso lag sie auf ihm? Wieso umarmte er sie? Wieso wollte er mit ihr reden?
Sie musste weg. Weg, weg, weg,
Doch ihr Körper war wie eingefroren. Atemlos versuchte sie zu sprechen, zu reagieren, sich zu verteidigen. Alles, was sie zustande brachte, war ein wimmerndes. "Das stimmt nicht,"
Sie konnte und wollte reden.
Eine Weile atmete sie hektisch ein und aus. "Das stimmt nicht." wiederholte sie.
Er bedrohte sie nicht,
Wieso ließ er sie los?
Die Wärme um ihren Körper schwand und sie reagierte, indem sie nach ihr griff und versuchte sie festzuhalten. "Ich habe vor gar nichts Angst," Nirah krallte ihre Finger in das, was sie zu fassen bekommen hatte. "Ich rede doch, Notos." murmelte sie nach einer Pause so leise, dass es beinahe unterging. Sie konnte sich nicht bewegen, obwohl in ihr der Drang brannte, davon zu rennen. Weit, weit weg.
"Ihr seid nicht sonderlich weit gekommen." bemerkte eine Stimme trocken, irgendwo hinter Nirah. Blitzschnell fuhr Nirah hoch und stieß sich dann von Notos weg, Erschrocken sah sie sich um.
Seit wann war Perrine hier?
"Ich muss...gehen." verkündete Nirah, wandte sich mit gesenktem Kopf zum Ausgang, bereit aus dem Raum zu stürmen. Doch die Heilerin legte sacht lächelnd eine Hand auf die Tür und versperrte ihr den Weg. "Nein."
Nirah wich zurück.
Perrine schlenderte in den Raum hinein. "Du wolltest, dass ich ihn mir anschaue und was ihr hier getrieben habt, interessiert mich nicht. Es ist dein Patient. Berichte"
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 01.02.2025 21:02Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass sie auf die Herausforderung eingehen würde. Nirah war impulsiv, sicher, aber das hier? Notos' Augen weiteten sich einen Moment, als sie sich tatsächlich näherte und nach seiner Weste greifen wollte – und dann auch so unbeirrbar sturköpfig. Es war so typisch für sie.
Notos konterte instinktiv, drückte ihre Finger weg, zog sich zurück, nur um im nächsten Moment wieder gegen ihre Angriffe zu blocken. Eine lächerliche Rangelei entbrannte, bei der sie sich aneinander verkeilten. Und doch war sie trotz all der Nähe nicht in der Lage dazu, sich anders als in Verteidigungen auszudrücken.
Notos verzog genervt das Gesicht. „Du trittst nie etwas?" gab er schließlich zwischen zwei Atemzügen von sich. „Sag das zu meiner Hellebarde."
Er wehrte einen weiteren Versuch ab, ihre Finger an seine Weste zu bekommen, was Nirah nur dazu verleitete, nachzusetzen. Ihre Wut war spürbar – nicht nur in ihren Worten, sondern in jedem ruppigen Griff, in jedem züngelnden Flackern ihrer Aura.
Aber Notos war kein Drachenritter geworden, um sich so leicht aus der Fassung bringen zu lassen.
Bis sich etwas änderte. Plötzlich war Nirah direkt über ihm, ihre Beine gegen ihn gepresst, ihre Atmung so unruhig wie seine eigene. Ihre Stimme wurde kälter. Schneidend. Und mit einem Mal war es kein Spiel mehr.
Du hast auch nicht geredet, bevor du es für nötig befunden hast, in meinem und Kays Namen einen Kampf anzuzetteln.
Notos' Griff lockerte sich unwillkürlich. Für den Bruchteil eines Moments hielt er inne. „Was? Nein." Er versuchte seine Stimme betont ruhig zu halten, stattdessen kam sie jedoch nur hart und gepresst rüber. „Hal hat recht. Ich bin mit meiner Blindheit zu gefährlich. Es ist sein gutes Recht, mich nicht dabei haben zu wollen." Sein Magen zog sich unangenehm zusammen. „Ich habe gekämpft, weil es unfair ist, andere, Unschuldige, ebenfalls zu bestrafen. Andere, die nicht mal anwesend sind."
Kay.
Er konnte es immer noch fühlen– das tiefe Verlangen, sich zu beweisen. Sie hatte es nicht laut gesagt, aber Notos hatte es gespürt. Und er kannte dieses Gefühl. Dieses Bedürfnis, sich beweisen zu müssen. Zu zeigen, dass man nicht nutzlos war.
Aber Nirah war noch nicht fertig. Er atmete tief durch. Ließ die Worte auf sich wirken. Und merkte erst jetzt, dass sich seine Brust heftig hob und senkte – nicht vom Kampf, sondern von der Auseinandersetzung.
„Was es sollte?", zischte er. „Vielleicht habe ich es getan, weil ich dich verdammt nochmal mag, Nirah!" Seine Stimme war fest, entschlossen. „Und ich mag Kay, Jerell, die anderen. Ich würde für jeden von ihnen das Gleiche tun. Ich will nicht sehen, wie sie sterben, wenn ich weiß, dass ich etwas hätte tun können."
Es war keine Heldentat. Keine edle Geste. Es war einfach nur der Wunsch eines selbstsüchtigen Idioten.
Nirahs Angriffe ließen nach. Die Spannung wich nicht aus seinen Muskeln, aber Notos hörte zeitgleich auf, sich zur Wehr zu setzen.
Du verlangst von mir Dinge, die du selbst nicht bereit bist zu geben. Ehrlichkeit? Ich bitte dich. Ich weiß nichts von dir.
Das war der letzte Tropfen.
Notos schnaufte. Ein Laut irgendwo zwischen Belustigung und Verbitterung. „Als ob es dir wirklich darum geht. Du tust ja so, als würde ich dich wirklich interessieren." Die Worte verließen seine Lippen leiser, als er erwartet hatte. Und deutlich schärfer. Er kniff die Augen zusammen. „Aber gut. Du willst mich kennenlernen? In Ordnung. Dann rede mit mir."
Und damit ließ er sich ohne Vorwarnung fallen. Und weil sie auf ihm gestützt war, zog er sie mit sich.
Das Chaos ihrer Rangelei löste sich auf in einen unerwarteten Stillstand. Nirah landete halb auf seiner Brust, seine Arme um sie geschlungen – nicht fest, nicht als Gefangennahme, sondern einfach, um sie... dazuhalten.
Sein Herz hämmerte gegen seine Rippen. „Aber das kannst du nicht, oder?"
Er ließ den Kopf gegen die Wand sinken, atmete aus. „Ich will dich kennenlernen, Nirah. Dass wir uns kennenlernen. Aber wann immer ich das versuche, fährst du mich an oder flüchtest dich in Verteidigungen – und manchmal auch wirklich. Als würde ich dich bedrohen."
Notos lockerte seinen Griff um sie, gab ihr die Möglichkeit, zu tun, was immer ihr Herz verlangte. Nicht jedoch ohne davor eine leise Frage zu stellen. „Wovor hast du solche Angst?"
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 31.01.2025 21:05Nein?
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 30.01.2025 22:20Notos zog leicht den Kopf ein und verfolgte das kleinere Wortgefecht zwischen Nirah und Kay mit einem zurückhaltenden Lächeln. Er sagte jedoch nichts dazu. Vorsichtshalber. Nirahs Laune musste er nicht mehr als nötig herausfordern...
Einzig als Kay sie aufforderte, ihr zu folgen, öffnete er leicht den Mund, um zu protestieren. „Es ist wirklich nicht nötig, dass ich -" Doch Kay war bereits vorausgelaufen. Mit einem leisen Seufzen ergab er sich seinem Schicksal und schloss zu ihr auf.
Der Weg verlief im Stillen. Von Vorne strömte Kays überraschend gute Laune auf ihn ein, von hinten Nirahs Missmut – und er war gefangen in der Mitte. Wundervoll. Dass sie die Heilerhütten erreicht haben, erkannte er erst, als Kay stehen blieb, dicht gefolgt von einem leisen Knarzen einer Tür. Notos blieb wie angewurzelt stehen. Das Innere eines Gebäudes zu betreten, ohne sich vorher orientieren zu können, widerstrebte ihm eigentlich. Doch Nirah ging voran, also hatte er wohl wenig Wahl, als ihr zu folgen – wenngleich eher widerwillig.
Mit Bedacht betrat er die Heilerhütte, versuchte dabei sich nicht von Nirah abhängen zu lassen. Vorsicht, da ist ein Tresen, hörte er Nirahs Stimme, doch die Warnung kam zu spät. Mit der Hüfte stieß er unsanft gegen das Holz,und er zog scharf die Luft ein. Er presste die Lippen aufeinander, rieb sich kurz die Stelle. „Was du nicht sagst...", brummte er leise, ein Hauch von Genervtheit schwang in seiner Stimme.
Noch bevor er wieder richtig in Bewegung kam, packte Nirah sein Handgelenk und zog ihn ungeduldig hinter sich her. Er folgte ihr, dieses Mal dichter, um nicht erneut irgendwo gegen zu laufen. Auch nicht die idealste Strategie – als sie abrupt stehen blieb, wäre er beinahe in sie hineingelaufen.
Während sie mit einer Person sprach, richtete er seine Aufmerksamkeit auf deren Aura. Sie war blau, aber nicht so dunkel wie seine. Sie war so hell, dass sie stellenweise gräulich wirkte. Und die Aura flackerte nicht wie Nirahs, sondern waberte ruhig herum, wie Nebel. Das war also Perrine, ja? Er wusste nicht, was genau sie tat, aber sie schien sehr gedankenversunken zu sein. Plötzlich verdichtete sich der Nebel für einen Moment und flimmerte wütend. Notos schmunzelte. Es erinnerte ihn an Aryll.
Er kam jedoch nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Nirah begann ihn vor sich herzuschieben. Dabei verzog er missmutig das Gesicht. Er mochte es nicht, sich so hilflos allem ausgeliefert zu fühlen. Dennoch ließ er sich grob von ihr navigieren und fand sich schließlich auf einer Liege sitzend wieder.
Dann kam die Aufforderung, die ihn innehalten ließ. Bitte einmal das Hemd ablegen, Donnerschwinge. Er blinzelte sie an. Ihre Worte waren immer noch scharf. Allerdings... es war kein Befehl. Es war eine Bitte.
Notos atmete leise aus. Seine Hand hob sich bereits, der Stoff seines Oberkleides zwischen den Fingern – dann hielt er inne. Sein Blick wanderte in ihre Richtung. „Nein." Seine Stimme war ruhig, aber fest. Dann legte er den Kopf leicht schief. „Zieh es doch selbst aus."
Unter anderen Umständen hätte dieser Satz vielleicht von einem verschmitzten Lächeln begleitet werden können. Eine kleine Neckerei, um sie etwas zu sticheln. Doch diesmal blieb sein Ausdruck ernst.
„Oder willst du mich lieber wieder anfauchen, so wie du es bis jetzt immer getan hast?" Er fuhr fort, ohne ihr viel Zeit für eine Verteidigung zu lassen. „Ich habe mit Kay gesprochen. Sie hat gesagt, dass das Training gut gelaufen ist und dass sie Spaß hatte. Es ist also nichts währenddessen vorgefallen." Ein kurzer Moment Stille. Dann ein resigniertes Schnauben. „...Das bedeutet also, dass ich an deiner Laune Schuld bin, oder?"
Notos richtete sich auf, nahm beinahe eine sich schützende Haltung ein „Dann lass es an mir aus." Er atmete tief durch. Kniff die Augen zusammen. Der ruhige, bedächtige Ernst jedoch blieb. „Schrei mich an, wenn du willst. Oder tritt mich, so wie du es mir damals angedroht hast." Bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung schnaufte er amüsiert und kurz zuckte sein Mundwinkel nach oben, bevor sein Ton sich wieder in Frust getränkt. „Ist mir gleich. Aber mach etwas. Alles ist besser, als...was auch immer hier vor sich geht."
Dann wurde seine Stimme mit einem Mal leiser. „Aber was ist mit Reden passiert?" Er ließ seine Schultern sinken. „Haben wir uns nicht darauf geeinigt, dass wir als Partner ehrlich zueinander sind?" Eine Sekunde verstrich. Zwei. Schließlich sah er zu ihr auf, musterte die unruhig flimmernde Aura. „Nirah...was ist los?"
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 29.01.2025 23:35Kritisch beäugte Nirah die Stelle, wo Notos Hals Faust abbekommen hatte. Notos hatte ihr schon einmal eine Verletzung verschwiegen und es war ausgerechnet wieder diese Seite. Aber wenn er sagte, es ging ihm gut...
Sie hätte ihn gerne stehen lassen, doch ihre Füße gehorchten ihr nicht. Wieso genau musste Kay hier sein?
"Ja klar, soll Perrine es sich ansehen", sagte sie spitz. "Sie hat bestimmt nichts besseres zu tun." Kay sah zwischen Nirah und Notos hin und her.
"Ich bin sicher, sie hat kein Problem damit. Niemand weiß besser als sie, was es bedeutet, wenn hier aus Spaß gekämpft wird. Und ich sage euch, das ist gar nicht so selten bei solchen Dummköpfen wie Jerell und Quinnick. Ach was sage ich, eigentlich bei allen Kriegern."
"Du gehörst auch zu den Kriegern", bemerkte Nirah trocken, Kays Augen funkelten verschmitzt. "Eben." "Krieger!" schnaubte Nirah abfällig in Notos' Richtung.
Inzwischen hatte sich Kay bereits mit einem "Los, kommt." in Bewegung gesetzt und führte sie quer durch die Siedlung zum Heilerquartier. Nirah reihte sich ganz hinten ein, stapfte regelrecht widerwillig hinterher, ohne etwas zu sagen.
Bei dem Gebäude angekommen, riss Kay schwungvoll die Tür auf und winkte Nirah und Notos hinein. Schwer seufzend ging Nirah voran. Als die Tür hinter ihnen wieder zu fiel, war Kay nicht mehr da. Nur Notos, ihr blinder, idiotischer, verwirrender Reisegefährte. Gerade hatte sie absolut keine Lust, sich mit ihm in irgendeiner Weise auseinanderzusetzen. Waren ein paar Momente allein zu viel verlangt?
"Vorsicht, da ist ein Tresen." warnte sie, schon auf halbem Weg an diesem vorbei. Nach hinten gewandt packte sie Notos' Handgelenk und zog ihn ungeduldig in die richtige Richtung, sodass er nicht ausversehen in dem schmalen Durchgang hängen blieb. Ihn im Schlepptau klopfte Nirah an der Tür zum Heilerraum, wartete nicht auf eine Antwort und trat einfach ein.
Perrine saß wie üblich mitten im Chaos, dieses Mal allerdings nicht an einer ihrer Apparaturen. Stattdessen schwenkte sie nachdenklich ein Fläschchen, als berge es ein großes Geheimnis, das sie zu entschlüsseln gewillt war. Im Vergleich zu gestern schien noch weniger Platz für ein müheloses Durchkommen zu sein. Die Stühle dienten als Ablagen, statt als Sitzgelegenheiten, die Luft roch nach einer undefinierbaren Mixtur aus Kräutern - und irgendwie ein wenig verbrannt.
"Hm?" machte Perrine, ohne aufzusehen.
"Ich habe einen Patienten für dich."
Keine Reaktion.
"Perrine?" versuchte Nirah es ein weiteres Mal. "Würdest du ihn dir anseh-" Perrine wedelte mit einer Hand, um Nirah zum Schweigen zu bringen, mit der anderen schwenkte sie weiter.
"Untersuchungszimmer im Westflügel. Du weißt selbst, was zu tun ist." murmelte sie schließlich geistesabwesend.
Unsicher verharrte Nirah in der Tür. "Das heißt, ich komme nach. Bereite ihn vor.", fügte Perrine in einem nachdrücklichen Ton hinzu und starrte dabei verärgert die grüne Flüssigkeit an, als hätte diese sie persönlich beleidigt. Sie erteilte ihr eine Lektion, indem sie das Fläschchen plötzlich wild schüttelte.
Nirah drängte Notos rückwärts aus dem Raum und führte ihn zu dem von Perrine angewiesenen Raum. Dort schob sie ihn bestimmt zur Patientenliege und brachte ihn dazu, sich zu setzen. "Bitte einmal das Hemd ablegen, Donnerschwinge", befahl sie missmutig.
Möge das Chaos mit uns sein!
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